Elektrosmog: Ein psychisches Phänomen

Handys, Mobilfunk-Basisstationen, Hochspannungsleitungen, Bildschirme: Eine wachsende Anzahl von Menschen glaubt, besonders empfindlich auf elektromagnetische Felder zu reagieren. Sie leiden unter verschiedenen Symptomen, die sie dieser subjektiv empfundenen so genannten Elektrosensibilität zuschreiben. Ein Forscherteam der Fakultät für Medizin der Universität Witten/Herdecke um den Elektrosmog-Experten Professor Eduard David hat in eigenen Versuchsreihen neue Erkenntnisse zum Phänomen der Elektrosensibilität gesammelt und in einer Studie zusammengestellt. Die Untersuchung wurde in „Umweltmedizin in Forschung und Praxis“, Ausgabe 7/2002 veröffentlicht.

Das Team hat nach messbaren Zusammenhängen zwischen der Spürbarkeit elektromagnetischer Felder und bestimmten gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Allergien, Schlafstörungen, Depressionen, Herzbeschwerden, Erschöpfung und so weiter, die häufig mit diesem Phänomen in Verbindung gebracht werden, gesucht. Dazu wurden in einem Doppelblindversuch eine Gruppe so genannter Elektrosensibler und eine Gruppe von Teilnehmern, die sich als unempfindlich bezeichneten, einem schwachen magnetischen 50 Hz-Feld einer Flussdichte von zehn Mikrotesla ausgesetzt. Zum Vergleich: das normale Magnetfeld der Erde beträgt 40 Mikrotesla (Gleichfeld), der deutsche Grenzwert für Magnetfelder liegt bei 100 Mikrotesla bei einer Frequenz von 50 Hz, das Magnetfeld eines Elektromotors direkt am Anker beläuft sich auf immerhin 1200 Mikrotesla (50 Hz).

Im oben genannten Versuch wurden die Magnetfelder ohne Wissen der Teilnehmer in bestimmten Abständen ein- und ausgeschaltet. Die Probanden sollten angeben, wann sie glaubten, dass das Magnetfeld gerade eingeschaltet sei und wann nicht. Das Ergebnis überrascht: die Trefferquote der Kontrollgruppe unterschied sich nicht signifikant von derjenigen der Elektrosensiblen. Betrachtet man allerdings nur die richtigen Antworten bei „Feld ein“, so lag die Trefferquote bei den angeblich Elektrosensiblen wesentlich höher als bei der normalen Kontrollgruppe – für David eher Ausdruck einer bestimmten Erwartungshaltung. Daraus ergibt sich: „Wenn sie ein Feld erwarten, fühlen sich die Elektrosensiblen krank“, erklärte der Elektropathologe.

Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass bisherige naturwissenschaftliche Methoden nicht fein genug sind, um kleinste physikalisch messbare Reaktionen im menschlichen Körper aufzudecken. Um hier zu aussagekräftigeren Ergebnissen zu kommen, kooperiert seine Arbeitsgruppe mit der Münchener Selbsthilfegruppe für allgemein Umwelterkrankte, in der sich eine große Anzahl Elektrosensibler befindet. Weitere Versuchsreihen sind geplant.

Die meisten Menschen sind sowohl zuhause als auch am Arbeitsplatz von vielfältigen elektrischen und magnetischen Strahlenquellen umgeben. Eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) vom Herbst 2001 zeigt beispielsweise, dass knapp sechs Prozent der befragten Bundesbürger sich in ihrer Gesundheit durch die elektromagnetischen Felder des Mobilfunks beeinträchtigt fühlen. Hinsichtlich der Intensität dieser selbst diagnostizierten Elektrosensibilität gibt es zudem ein Nord-Süd-Gefälle: in Skandinavien beobachtet man einen relativ hohen Anteil, während in den südeuropäischen Ländern Italien und Spanien ihr Vorkommen relativ gering ist.

Kontakt: Professor Eduard David, Tel.: 02302/669221 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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