Kim Schmitz beteuert vor Gericht seine Unschuld

Vier Monate nach seiner Auslieferung aus Thailand hat am Montag vor dem Amtsgericht München der Prozess gegen den Internet-Unternehmer Kim Schmitz wegen Insiderhandels begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28-Jährigen vor, durch betrügerische Geschäfte mit Aktien des Unternehmens Letsbuyit.com (Börse Frankfurt: LBC) einen Kursgewinn von 1,192 Millionen Euro gemacht zu haben. Außerdem soll er mit falschen Angaben für seine Firma Kimvestor geworben haben.

Zum Prozessauftakt beteuerte Schmitz seine Unschuld. „Durch meinen Handel wurde keinerlei Schaden verursacht“, sagte der nach einer US-Fernsehfigur als „Dr. Kimble“ bekannt gewordene Jung-Unternehmer. Schmitz, eine der schillerndsten Figuren in der New Economy, beklagte, er werde in der Öffentlichkeit wegen seines Lebensstils verurteilt, obwohl er juristisch unschuldig sei. „Kim Schmitz ist schuldig, in einer Neider-Bundesrepublik zuviel Neid generiert zu haben“, sagte der gebürtige Kieler.

In Deutschland sei noch nie für Insider-Handel eine Haftstrafe ausgesprochen worden. Bei ihm solle offenbar ein „Präzedenzfall“ geschaffen werden, sagte Schmitz und beklagte sich über Erniedrigungen während seiner viermonatigen Untersuchungshaft in München.

Die Staatsanwaltschaft wirft Schmitz vor, Anfang 2001 Aktien des insolventen Internet-Händlers Letsbuyit.com gekauft zu haben und anschließend mit einer Investitionszusage dessen Kurs zu einem Höhenflug verholfen zu haben. Tatsächlich stieg der Kurs nach Bekanntwerden der geplanten Investition um mehr als 100 Prozent, woraufhin Schmitz seine Aktien wieder verkaufte. Schmitz sagte, er habe das Geschäft für legal gehalten. Außerdem wirft die Anklage ihm Kapitalanlagebetrug vor.

Demnach wollte Schmitz mögliche Investoren für eine von ihm geplante Aktiengesellschaft auf seiner Homepage mit falschen Angaben anlocken. Schmitz war im Januar in der thailändischen Hauptstadt Bangkok festgenommen worden, wohin er nach eigenen Angaben aus Furcht vor Gläubigern aus der Zuhälter-Szene geflüchtet war. Kurz darauf war er nach München ausgeliefert worden. Dort sitzt er seitdem in U-Haft. Wegen seines Hangs zur Selbstinszenierung gilt das Schwergewicht als schillernde Szene-Figur. Unter anderem sorgte er mit einer Riesenparty auf einer Yacht am Rande eines Formel-Eins-Rennens in Monaco vor einem Jahr für Schlagzeilen in der Boulevardpresse.

Schmitz war damals mit einem Konvoi aus fünfzehn angemieteten Ferraris von München aus nach Monaco gefahren und hatte dort eine Woche lang mit Rotlichtgrößen, aber auch Geschäftsleuten gefeiert. Die Kosten für die Sause bezifferte er am Montag auf knapp 1,8 Millionen Euro. Er habe damals Kontakte für seine Firmen aufbauen wollen.

Der frühere Computer-Hacker war 1997 bereits zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewähung verurteilt worden. Damals war er in die Computer-Netze von verschiedenen Firmen und Behörden eingestiegen. Später verdiente Schmitz sein Geld damit, Unternehmen Schutzsoftware vor Hacker-Angriffen zu verkaufen. Der Prozess, der unter großen Medieninteresse begann, war zunächst auf einen Verhandlungstag angesetzt.

Am Nachmittag sollten sieben Zeugen zu dem Fall aussagen. Nach Angaben der Vorsitzenden Richterin war nicht ausgeschlossen, dass das Urteil noch am Montag verkündet werden könnte. Auf Insiderhandel steht eine Höchststrafe von fünf Jahren.

ZDNet.de Redaktion

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