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X-Box: Warum Microsoft den Preis stutzt

Nur gut einen Monat nach dem Verkaufsstart in Europa senkt Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) den Preis für seine Videospiel-Konsole X-Box um 180 Euro (ZDNet berichtete). Nie zuvor hat ein Unternehmen der Branche so schnell die Preise purzeln lassen. Doch auf dem milliardenschweren Videospielmarkt gelten besondere Regeln: Nicht die Konsolen lassen die Kassen klingeln, sondern die für sie verkauften Spiele. Und Microsoft verfolgt mit der X-Box ohnehin noch andere Ziele.

Der weltgrößte Software-Konzern sieht das Gerät als wichtigen Bestandteil seiner Internet-Strategie. Nach Angaben des Verbandes der Unterhaltungssoftware Deutschland wurden in Deutschland im vergangenen Jahr Konsolenspiele im Wert von einer halben Milliarde Euro verkauft. Einschließlich PC-Spielen waren es weltweit 18 Milliarden Dollar. „Das ist mehr als der Umsatz der Kinobranche“, sagt VDU-Geschäftsführer Hermann Achilles. Gerade in Deutschland sieht er noch große Wachstumschancen für die Daddel-Maschinen: „Derzeit stehen Videospiel-Konsolen in 30 Prozent der Haushalte, bei Videorekordern haben wir 90 Prozent. Da ist noch viel Potenzial.“

Das glaubt auch die Londoner Informa Media Group: Sie schätzt den gesamten Spiele-Umsatz im Jahr 2006 rund um den Globus auf 32 Milliarden Dollar. Für Microsoft ist der Fehlstart in Europa deshalb ärgerlich. Neben Deutschland sei Microsoft auch in Frankreich mit den Verkäufen weit hinter den Erwartungen geblieben, sagt ein Bankenanalyst, der ungenannt bleiben wollte. Nur in Großbritannien sei der Verkauf „nicht allzu schlecht gelaufen“. Marktkenner gingen davon aus, dass Microsoft in den ersten drei Wochen 15.000 Exemplare in Deutschland abgesetzt hat. Damit gibt es vom größten Unterhaltungsmarkt in Europa kaum Impulse, um das angestrebte Ziel von weltweit 4,5 bis sechs Millionen Konsolen bis Mitte des Jahres zu schaffen. Experten zweifeln inzwischen daran, dass Microsoft selbst den unteren Wert erreicht. Der US-Konzern versucht deshalb mit aller Macht, seine Konsolen unters Volk zu bringen.

Experten schätzten schon vor der Preissenkung, dass Microsoft die hochgezüchtete X-Box in Europa 100 bis 120 Euro unter ihrem eigentlichen Wert verkaufte. Nun liegt der Abstand zum Gerätewert sogar bei 280 bis 300 Euro, die Microsoft zunächst einmal verliert. Hinzu kommen weltweite Werbe- und Marketingausgaben von einer halben Milliarde Dollar für den X-Box-Start. Doch auch bei den Microsoft-Konkurrenten Sony und Nintendo wird das Geld nicht mit den Konsolen gemacht, sondern mit den nach und nach verkauften Spielen. Bei den Geräten geht es eher darum, möglichst schnell, möglichst viele unter das Volk zu bringen – egal zu welchem Preis. Microsoft rechtfertigt die Preissenkung dann auch als „langfristige, strategische Entscheidung“. Und die zielt nicht nur auf Spielfreaks. Denn mit der X-Box eröffnet Microsoft den Kampf um die Wohnzimmer, in denen über die X-Box künftig Internet, Fernsehen und Unterhaltungselektronik verschmelzen sollen.

Tatsächlich hat die X-Box als einzige Konsole schon alle Komponenten eingebaut, um auch an einen Hochgeschwindigkeitszugang ins Internet angeschlossen zu werden. Dort sollen künftig von Microsoft und seinen Partnern bereit gestellte Software und Filme auf die Kunden warten – und die gibt es dann natürlich nur gegen Bezahlung. Wie ein ZDNet-Report ergab, muss man für die sinnvolle Nutzung der X-Box mit Zusatzgeräten rund 800 Euro investieren.

Bereits auf der Comdex präsentierte Bill Gates den Einsatz der Spielekonsole. ZDNet bietet Videomitschnitte der wichtigsten Reden, darunter den X-Box-Beitrag.

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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