„Die Märkte sind hochgradig volatil“, sagt Robert Böck, kaufmännischer Geschäftsführer von Resch Maschinenbau. „Allein der Stahlpreis ist in den letzten anderthalb Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen.“ Doch es läuft für den Maschinenbauer aus Bayern: Trotz der hohen Materialkosten sind die Auftragsbücher voll. Mit Fertigungsteilen, Baugruppen und Komplettmaschinen erwirtschaftete Resch gemeinsam mit Schwesterfirma Power-Heat-Set einen Jahresumsatz von rund 25 Millionen Euro mit internationalen Kunden aus der Lebensmittel-, Verpackungs-, Pharma- und Kosmetikindustrie.
Mittlerweile fertigt Resch – eng mit der Schwesterfirma verzahnt – immer mehr komplexe Baugruppen individuell nach Auftrag an. Power-Heat-Set entwickelt nicht nur Anlagen für die Thermofixierung im Rahmen der textilen Teppichherstellung, sondern unterstützt auch bei Vertrieb, After Sales und Service von Reschs Produkten. Keine leichte Aufgabe, dieses breite Geschäftsmodell umzustellen. Angesichts der vielfältigen Prozesse war klar: Reschs IT-Abteilung braucht Unterstützung. Was fehlt, sind flexible, automatisierte Prozesse.
Die Lösung sah Resch zunächst nicht in der Cloud. Der Schritt von On-Premises hin zur skalierbaren Public-Cloud schien zunächst zu groß. Deshalb stand auch klassisches Hosting im Raum. Nach einem Digital Discovery Assessments (DDA) entschied sich der Maschinenbauer im Sommer 2021 für SAP S/4HANA in der Public-Cloud-Version. Das ERP-Cloud-System überzeugte mit voreingestellten Best-Practice-Funktionen, die alle Geschäftsprozesse von Resch abbilden. Außerdem verdeutlichten konkrete Software-Tests und Demos bereits im Vorfeld, wo die Lösung Abläufe beschleunigen und optimieren kann.
Resch erhofft sich von der Cloud-Lösung mit gleicher Belegschaft mehr Aufträge zu stemmen. Denn auch für den Maschinenbauer ist der Fachkräftemangel spürbar. Laut des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau suchen derzeit 60 Prozent der befragten deutschen Unternehmen Techniker und/oder Meister. Bei IT-Fachkräften sieht es nicht besser aus. Die automatischen Updates der Cloud-Lösung und Neuerungen ohne Releasewechsel bedeuten daher eine Entlastung für Reschs IT-Abteilung.
„Der Sprung in die Public Cloud ist nicht einfach“, sagt Robert Böck, kaufmännischer Geschäftsführer bei Resch Maschinenbau. Mit Cpro INDUSTRY fand Resch ein SAP-Partnerunternehmen, das den Maschinenbauer von der Entscheidungsfindung bis zur Systemumstellung berät. Die Migration wird Reschs IT-Abteilung aber weitgehend selbständig durchführen. Insgesamt 14 Monate wird die Umstellung auf SAP S/4HANA dauern, Anfang 2024 sollen alle Module live gehen: von Sales and Distribution über Finance und Controlling, Production Planning, Material Management bis zu Extended Warehouse Management
Die Cloud-Lösung wird vor allem Handgriffe in den Bereichen Fertigungsplanung und Lagermanagement vereinfachen. Denn veraltete Prozesse bremsen den Maschinenbauer bisher aus: Ist ein Fertigungsauftrag einmal mit einem Kunden verknüpft, können die Mitarbeitenden ihn nur manuell und dementsprechend zeitaufwändig umbuchen. Da Resch mittlerweile schwerpunktmäßig Fertigungen nach Auftrag übernimmt, häufen sich solche Anpassungen im System. S/4HANA ermöglicht künftig flexible Umbuchungen in jeder Projektphase.
Außerdem zeigt die bisherige Software geplante und „scharfe“ Fertigungsaufträge nicht getrennt voneinander an. Das erschwert es den Technikern, die Auftragslage vorausschauend zu planen und zu priorisieren, welche der etwa 4.000 Aufträge sie zuerst bearbeiten. Doch das müssen sie, um benötigte Materialien zu bestellen und Kunden rechtzeitig ihre Produkte zu liefern. Auch hier bietet die ERP-Lösung in der Cloud eine hilfreiche Funktion: Sie unterscheidet von Anfang beide Kategorien. „Mit der neuen Cloud-Lösung wird die Zahl der scharfen Fertigungsaufträge auf unter 1.000 sinken, und unsere Produktion wird wesentlich flexibler“, prognostiziert Böck.
Mehr Flexibilität bietet die SAP-Software auch hinsichtlich der Materialpreise: Sie zeigt aktuelle Schwankungen automatisch an und übernimmt neue Preise in wenigen Klicks für den jeweiligen Auftrag. So kann Resch seine Kunden früher über Kostenänderungen informieren und rechtzeitig umplanen, wenn nötig.
„Als kleines Unternehmen haben wir sehr ähnliche Anforderungen wie große“, sagt Böck. „Deshalb setzen wir auf die SAP-Prozesse und die automatisierte Daten-Strukturierung in der ERP-Cloud. Mit den SAP-Standardfunktionen können wir die meisten Anforderungen unserer täglichen Arbeit abdecken – das verkürzt die Umstellungsphase.“
Und was kommt nach der Migration? Während des laufenden Betriebs soll das System auf die Probe gestellt und evaluiert werden. Zudem erhalten die Mitarbeitenden Schulungen und Aufgaben, um die neuen Buchungsabläufe zu lernen. Im zweiten Schritt will Resch 2025 die Cloud-Lösung um weitere Funktionen ergänzen, die besonders der Schwesterfirma Power-Heat-Set nutzen können. Etwa, indem der Maschinenbauer vorhandene Modellier-Systeme (CAD) in die Cloud-Oberfläche integriert oder sein Product Lifecylce Management und Customer Relationship Management über die Software abbildet. Auch zur Freude von Resch: Die beiden Gesellschaften verfolgen schließlich einen gemeinsamen Erfolgskurs, den sie in Zukunft über dieselbe Cloud-Umgebung mit zwei unterschiedlichen Buchungskreisen weiter vorantreiben können.
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