Mutmaßliche türkische Hacker knacken zahlreiche Twitter-Konten weltweit

Auf Tausenden Twitter-Konten weltweit erschienen gestern Einträge mit Nazisymbolen und gegen die Niederlande und Deutschland gerichteten Inhalten. Unbekannten war es gelungen, den in den Niederlanden ansässigen Analytics-Dienst Twitter Counter zu hacken, um im Namen seiner Nutzer die fraglichen Tweets zu verschicken. Ein in den Tweets enthaltener Verweis auf das kommende Referendum in der Türkei legt die Vermutung nahe, dass die Hintermänner Unterstützer des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sind.

Die Angreifer nutzten in türkischer Sprache die Hashtags „NaziDeutschland“ und „NaziHolland“ in ihren Tweets. Außerdem war ein vierminütiges Video einer Rede des Präsidenten Erdogan verlinkt. Darüber hinaus zeigten die Tweets ein Hakenkreuz.

Davon betroffen waren unter anderem die Konten der BBC Nordamerika, des Wirtschaftsmagazins Forbes, des Europäischen Parlaments und von Amnesty International und Reuters Japan. Hierzulande traf es unter anderem die Zeitung Die Welt, den Fernsehsender ProSieben und den Tennis-Star Boris Becker.

Gegenüber The Guardian bestätigte Omer Ginor, CEO von Twitter Counter, den Hackerangriff. Man habe Gegenmaßnahmen eingeleitet und blockiere derzeit das Versenden von Tweets über die eigenen Systeme sowie jegliche Änderungen des App-Schlüssels.

Auch das Twitter-Konto des Sicherheitsexperten Graham Cluley wurde auf diese Weise kompromittiert. „Die Tatsache, dass eine Drittanbieter-App benutzt wurde, bedeutet, dass die Hacker mein Twitter-Passwort nicht haben. Es bedeutet aber auch, dass sie Twitters Anmeldeprüfung nicht umgehen mussten, um in meinem Namen oder im Namen von Tausenden anderen Twitter-Nutzern zu twittern“, kommentierte Cluley. Betroffene sollten die fraglichen Tweets löschen und dem Dienst Twitter Counter den Zugriff auf ihr Twitter-Konto entziehen.

Kaspersky zufolge zeigt der Vorfall, dass man „nicht nur hinsichtlich der eigenen Sicherheitspraktiken“ wachsam sein muss, sondern „auch vor Anbietern und Partnern“. „Wenn Unternehmen und Privatanwender sich für die Nutzung von Drittanwender-Apps entscheiden, könnte es passieren, dass sie dem Drittanbieter dabei die volle Kontrolle über das Konto überlassen“, erklärte David Emm, Sicherheitsexperte bei Kaspersky Lab. Im Gegensatz zu Cluley rät Emm Betroffenen, auch ihr Twitter-Passwort zu ändern.

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[mit Material von Tom Jowitt, Silicon.co.uk]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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