Categories: ForschungInnovation

Bericht: Facebook gibt Satelliten-Pläne auf

Facebook hat geheime Pläne aufgegeben, für eine halbe Milliarde Dollar oder mehr ein komplett aus eigener Hand angebotenes Satelliten-Internet zu entwickeln. Das berichtet The Information mit Verweis auf Insiderquellen.

Demnach sollte das Projekt eine erschwingliche Internetversorgung in entlegene Weltteile bringen. Die erste Kostenschätzung soll sich auf 500 Millionen Dollar belaufen haben. Der Preis erschien letztlich aber offenbar als zu hoch, um das Projekt auch nur anzukündigen.

Dem Report nach wollte Facebook einen eigenen Satelliten in eine geostationäre Umlaufbahn bringen, der ein Dutzend Länder mit Internetdaten versorgen sollte. Den beiden Quellen von The Information zufolge, von denen eine angeblich an dem Projekt mitarbeitet, ist es immerhin noch denkbar, dass Facebook für dieses Projekt einen Satelliten anmietet.

Facebook setzt sich unter anderem bei Internet.org für weltweite Verfügbarkeit des Datennetzes ein. Mit Providerpartnern macht es etwa eine App verfügbar, die bestimmte als Grundversorgung bezeichnete Dienste – darunter Facebook und sein Messenger – von Datenkontingenten ausnimmt. Mark Zuckerberg hatte im Zusammenhang mit Internet.org und dem Facebook Connectivity Lab auch schon einmal über eine Satellitenversorgung gesprochen, dabei soll es sich jedoch nicht um das jetzt eingestellte Projekt gehandelt haben.

Doch nicht alle Facebook-Pläne für Entwicklungsländer laufen über Internet.org. So hat die letzte Woche vorgestellte Android-App Facebook Lite nichts mit der Initiative zu tun. Sinn der Lite-App ist es, Nutzern in Ländern mit schlechter Verbindung oder leistungsschwachen Endgeräten ein angenehmes Facebook-Erlebnis mit akzeptablen Ladezeiten zu verschaffen.

Immer wieder werden auch Facebooks Pläne einer Internetversorgung per Drohne zitiert, CEO Mark Zuckerberg hält sie laut seiner Rede auf dem MWC 2015 aber für überbewertet: „Die Leute reden gern darüber, weil es sexy ist. Das ist aber nur ein Randbereich dessen, was wirklich passiert. 90 Prozent der Menschen leben heute schon in Reichweite des Netzes.“

Eine Gruppe aus 67 Datenschutzorganisationen sprach sich im Mai in einem offenen Brief an Mark Zuckerberg gegen das Projekt Internet.org aus. Darin hieß es: „Wir fürchten besonders, dass ein Zugang für arme Menschen als Rechtfertigung für Verletzungen der Netzneutralität interpretiert wird. Wir verfolgen ebenfalls das Ziel, den zwei Dritteln der Menschheit erschwingliches Internet zu bringen, die dies noch nicht haben“, und zwar vollständig, ohne Unterschied der Person oder Herkunft – und ohne jemandes Sicherheit oder Privatsphäre zu kompromittieren. Facebook scheine den entgegengesetzten Weg einschlagen zu wollen.

Zu den Konkurrenten von Internet.org zählen Googles Projekte Titan (ebenfalls Satelliten-Internet) Link (Glasfaser für Afrika) und Loon, das entlegene Regionen mit Ballons erschließen will. Das Land Brasilien hat ein eigenes Ballon-Internet-Projekt ohne Google gestartet.

Tipp: Sind Sie ein Facebook-Experte? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

9 Minuten ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

55 Minuten ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

1 Stunde ago

Online-Banking: 42 Prozent kehren Filialen den Rücken

Weitere 40 Prozent der Deutschen erledigen ihre Geldgeschäfte überwiegend online und gehen nur noch selten…

3 Stunden ago

Google veröffentlicht neues Sicherheitsupdate für Chrome

Zwei Schwachstellen in Chrome gehören nun der Vergangenheit an. Von ihnen geht ein hohes Risiko…

7 Stunden ago

Digitale Souveränität: ein essenzieller Erfolgsfaktor für Unternehmen

Mit der zunehmenden computerbasierten und globalen Vernetzung gewinnt die digitale Souveränität an rasanter Bedeutung. Viele…

8 Stunden ago