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Russland entwickelt eigenes Smartphone-Betriebssystem

Russland arbeitet an einem eigenen Smartphone-Betriebssystem. Ziel ist es, die Abhängigkeit von westlicher Technologie zu reduzieren. Laut den von Kommunikationsminister Nikolai Nikiforow vorgestellten Plänen soll ein auf Sailfish basierendes OS mit Googles Mobilbetriebssystem Android sowie Apples iOS konkurrieren.

Sailfish ist das Open-Source-Betriebssystem des finnischen Handyherstellers Jolla. Es ist die Weiterentwicklung von MeeGo, das Nokia als Alternative zu Symbian getestet hatte und schließlich im Zuge der Partnerschaft mit Microsoft einstellte. MeeGo wiederum ist aus der Zusammenlegung von Nokias Maemo und Intels Moblin-Projekt hervorgegangen.

Wie die russische Zeitung RBC berichtet, haben sich Mitarbeiter von Jolla bereits Anfang des Monats mit Vertretern der russischen Technikbranche getroffen, um die Grundlagen für eine Zusammenarbeit zu besprechen. Nikiforow will demnach die Abhängigkeit seines Landes von westlicher Technik in den kommenden zehn Jahren auf 50 Prozent reduzieren. Derzeit kommt 95 Prozent der in Russland verwendeten Technik aus dem Westen.

Russland geht es aber auch darum, eine sichere und vertrauenswürdige Smartphone-Software zu schaffen. Eine Eigenentwicklung soll Manipulationen durch US-Geheimdienste wie die NSA ausschließen.

Vor einem Jahr hatte Nikiforow verschiedene Softwarehersteller aufgefordert, den Quellcode ihrer Produkte offenzulegen. Die russische Regierung wollte prüfen, ob sie irgendwelche Hintertüren und Schwachstellen enthält, wie es Dokumente aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden nahelegen. Unter anderem hatte sich Apple und das Walldorfer Softwarehaus SAP dieser Forderung widersetzt.

Sailfish hat in Russland derzeit einen Marktanteil von rund 0,5 Prozent. Damit liegt es noch hinter Microsofts Windows Phone und Blackberry. Schon jetzt arbeitet Jolla mit dem russischen Internetkonzern Yandex zusammen. Er betreibt den App Store für Sailfish.

Laut Nikiforow ist der Erfolg eines russischen Smartphone-Betriebssystems davon abhängig, wie gut es von Verbrauchern und auch Geräteherstellern angenommen wird. Um zumindest die Versorgung mit Apps zu gewährleisten hat die russische Regierung TechCrunch zufolge bereits damit begonnen, lokale Entwickler dafür zu bezahlen, dass sie ihre Anwendungen auch für Sailfish anbieten.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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