Ubuntu: Canonical will Debian-Pakete durch Snappy Apps ersetzen

Nachdem die jüngste Ubuntu-Version 15.04 (Codename „Vivid Vervet“) nur wenig Neuerungen für Desktop-Anwender brachte, hat Canonical für das kommende Release 15.10 eine große Änderung angekündigt. Damit sollen die bisher nur für die abgespeckte Cloud-Variante „Snappy Core“ verfügbaren Snappy Apps Einzug in die noch experimentelle Desktop-Version „Snappy Personal“ halten. In dieser Variante der Distribution ersetzen sie die bisherigen Debian-Pakete.

Bei den Snappy Apps handelt es sich um ein von Canonical entwickeltes Paketformat für Ubuntu, das ursprünglich für Server- und Cloud-Umgebungen gedacht war. Es enthält in einem Archiv alle Binaries, Bibliotheken, Konfigurationsdateien und sonstigen Komponenten jenseits eines minimalen Satzes an Systemfunktionen und -bibliotheken. Die Snappy Apps lassen sich wie üblich per Befehl übers Netzwerk installieren, aktualisieren und deinstallieren.

Ein Vorteil gegenüber den herkömmlichen Debian-Paketen ist, dass Snappy Apps alle Inhalte eines Pakets in einem eigenen Unterverzeichnis installieren, statt sie wie bei Linux üblich auf mehrere Verzeichnisse zu verteilen – etwa /bin für Binaries, /lib für Bibliotheken oder /etc für Konfigurationsdateien. Dadurch entstehen deutlich weniger Abhängigkeiten und damit zusammenhängende Konflikte, wie sie etwa bei der Nutzung unterschiedlicher Paketquellen auftreten.

Außerdem können Snappy Apps atomar (also jeder Bestandteil einzeln) aktualisiert werden, da eine neue Version direkt in ein neues Verzeichnis installiert wird, ohne dass Dateien überschrieben werden. Das erleichtert eine Rückkehr zur vorherigen Version, die vollständig inklusive aller Daten und Konfigurationen erhalten bleibt.

Canonical plant offenbar einen schrittweisen Wechsel zu Snappy Apps, die Canonicals Ubuntu Desktop Engineering Manager Will Cooke in einem Google+-Beitrag als „die Zukunft“ bezeichnet. Mit Ubuntu 15.10 sollen sie zunächst Bestandteil des experimentellen Images „Desktop Next“ werden. Für das nächste Long Term Release (LTS) Ubuntu 16.04, das auch den Wechsel zum Display-Server Mir und Unity-8-Desktop vollzieht, sind dann zwei Versionen vorgesehen: eine mit klassischen Debian-Paketen und eine mit Snappy Apps.

Zu den Plänen für Ubuntu 15.10 wird sich Canonical konkreter im Rahmen des anstehenden Ubuntu Online Summit äußern. Dieser findet vom 5. bis 7. Mai statt.

Tipp: Wie gut kennen Sie sich mit Open-Source aus? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

3 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago