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Britischer Geheimdienst zeigt Raspberry-Pi-Supercomputer

Der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) hat aus dem Kleinstcomputer Raspberry Pi einen Supercomputer gebaut. Er besteht aus insgesamt 66 Modulen, die zu einem Cluster verbunden wurden. Das sogenannte Raspberry Pi Bramble wurde gestern in Birmingham auf der Big Bang Fair präsentiert, einer Messe für Nachwuchs-Wissenschaftler und –Techniker, also der Zielgruppe des Raspberry-Pi-Projekts.

Das Raspberry Pi Bramble des GCHQ besteht aus 64 Computing-Knoten und zwei Kontroll-Knoten (Bild: GCHQ).

Der Mini-Supercomputer besteht aus acht Gruppen mit jeweils acht Raspberry-Pi-Boards, die der GHCQ OctaPi nennt. Sie sind über ein Netzwerk miteinander verbunden und werden von zwei zentralen Raspberry-Pi-Maschinen gesteuert. Auch die Stromversorgung der einzelnen Boards erfolgt über das Netzwerk (Power over Ethernet, PoE). Die beiden Kontrolleinheiten wiederum nutzen verschiedene Web-Technologien, darunter Node.js, Twitters Bootstrap und Googles Angular.

HIGHLIGHT

Die Geschichte des Raspberry Pi

Der vielseitige und günstige Einplatinen-Computer sollte britische Schüler zum Programmieren anregen. Zur großen Überraschung des Erfinders Eben Upton verkauften sich eine Million Raspberry Pi - und sie finden zunehmend auch kommerzielle Verwendung. Der 34-jährige Chipdesigner sprach mit ZDNet über die Entstehungsgeschichte und Zukunftspläne.

Dieses im Supercomputing-Bereich als Cluster bezeichnete Design heißt in der Raspberry-Pi-Welt wiederum Bramble. Technisch kann sich das Raspberry Pi Bramble des GCHQ selbstverständlich nicht mit dem schnellsten Supercomputer, dem chinesischen Tianhe-2, messen. Er besitzt 3,12 Millionen Prozessorkerne und verbraucht so viel Strom wie 3400 Privathaushalte. Das grundsätzliche Designprinzip ist jedoch gleich: Ein Computing-Job wird auf viele unabhängige Knoten verteilt.

Damit ist der Raspberry Pi Bramble für künftige Computer-Programmierer sehr relevant. Sie können sich nicht mehr nur darauf verlassen, dass Chips immer schneller und leistungsfähiger werden. Stattdessen müssen sie sich mit dem Konzept des Parallel Computing vertraut machen, also der Idee, das eine Aufgabe auf viele gleichzeitig ausgeführte Tasks aufgeteilt.

Allerdings ist der Raspberry-Pi-Supercomputer des GCHQ weder der Erste, noch der Größte seiner Art. Schon 2013 hatten Forscher einen Cluster mit 120 Raspberry Pi entwickelt. Bemerkenswert ist allerdings, dass der britische Geheimdienst, der zuletzt wegen seiner engen Zusammenarbeit mit dem US-Auslandsgeheimdienst NSA im Bereich Massenüberwachung in die Kritik geraten war, ein solches Projekt finanziert.

„Wir gehen davon aus, dass andere schon bald unseren Rekord-Cluster überbieten werden, und hoffen, dass das junge Menschen für ein wissenschaftliches Studium begeistert und sie dazu bringt, die aufregenden Karrieremöglichkeiten zu nutzen, die eine solche Qualifikation ermöglicht“, heißt es in einer Stellungnahme des GCHQ.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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