Ex-Geheimdienstchef fordert strengere Vorschriften zu biometrischen Daten

Der frühere Chef des britischen Geheimdiensts GCHQ fordert mehr Privatsphäre. Sir John Adye hat konkret Bedenken wegen unzureichender Kontrolle biometrischer Daten, etwa von Fingerabdrücken, wie sie Apples iPhone 5S und 6 fürs Log-in nutzen. Zwar begrüße er die dadurch gewonnene Sicherheit, er wolle aber genauer wissen, was mit den Daten geschehe, erklärte er der BBC.

„Ich weiß nicht, was mit meinen persönlichen Daten passiert, wenn ich sie auf einem Smartphone nutze. Man muss da Sicherheitsmethoden entwickeln, die stark genug sind, die Interessen des Nutzers und seines Partners zu schützen, der ihm seine Dienste zur Verfügung stellt.“ Während eine Bank etwa alle Zahlungen mit Kredit- und Kontokarten überwache, gebe es im Fall eines Smartphones keine vergleichbare Kontrolle.

Sir John hatte das GCHQ von 1989 bis 1996 geleitet. Er steht jetzt einer Firma vor, die selbst Technik für die Erkennung biometrischer Merkmale herstellt. Seine Skepsis gilt vor allem Apples iPhone 6, das Bezahlen und Zugriffe auf andere Dienste per Fingerabdruck ermöglicht: „Sie können jetzt Ihr iPhone 6 verwenden, um unter Einsatz von Biometrie im Internet zu zahlen, und Sie müssen diverse Boxen markieren, bevor sie das tun können, aber wie viele Leute werden sich das alles durchlesen und zu verstehen versuchen?“

Auch Apple werde Kriminellen nicht ewig standhalten können: „Ich glaube, dass Apple einige gute Dinge zustande gebracht hat. Sie scheinen derzeit ein gutes System zum Schutz ihres Betriebssystems zu haben, sodass es Außenstehenden schwer fällt, einzudringen und Daten zu entwenden. Aber wie lange wird das anhalten? Kriminelle sind sehr einfallsreich, und selbst wenn es auf dem Gerät geschützt ist, was passiert im Fall eines Diebstahls oder Verlusts?“

Letztlich fordert Sir John mehr Transparenz zur Weitergabe persönlicher Daten an Dritte: „Obwohl ich in diesem Bereich einige Erfahrung mitbringe, weiß ich nicht, was mit meinen Daten passiert, wenn ich sie auf einem Smartphone nutze, um meine Identität nachzuweisen. Nutzt Google diese Daten, um mir gezielte Werbung zu schicken? Kann eine Firma oder vielleicht eine fremde Regierung sie nutzen, um vielleicht in irgendeiner anderen Weise auf mich abzuzielen? Ich weiß es nicht.“

Ironisch an der Aussage ist, dass gerade das GCHQ und die amerikanische NSA Smartphones nutzen, um deren Besitzer auszuspionieren, wie im vergangenen Jahr dank Edward Snowden bekannt wurde. Beispielsweise nutzen sie verräterische Datenströme von Apps wie Angry Birds und Google Maps, um Informationen über Einzelpersonen zusammenzutragen.

[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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