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AV-Test kritisiert mangelnden Selbstschutz bei Sicherheitssoftware

Das Magdeburger Sicherheitsinstitut AV-Test hat im vergangenen Monat insgesamt 32-Antiviren-Lösungen auf den Einsatz zusätzlicher Selbstschutzmechanismen geprüft. Es untersuchte dabei, ob die Security-Suiten durch die im Betriebssystem integrierten Techniken ASLR und DEP selbst vor Angriffen geschützt sind. Das Ergebnis: Nur zwei der getesteten Programme machten zu 100 Prozent von diesen Techniken Gebrauch.

Auf dem Prüfstand standen 24 Suiten für Endverbraucher sowie acht Security-Lösungen für Unternehmen. Für die Analyse wurden 32- und 64-Bit-Varianten der in einem Antiviren-Paket enthaltenen Dateien jeweils getrennt erfasst. Bei den untersuchten Dateien handelte es sich unter anderem um ausführbare Programme (.exe) und Programmbibliotheken (.dll).

Die Schutzmechanismen ASLR und DEP werden in der Kategorie Consumer-Antiviren-Software nur in Eset Smart Security 8 zu 100 Prozent eingesetzt (Diagramm: AV-Test).

Die Technik ASLR (Address Space Layout Randomization) erschwert das Ausnutzen von Sicherheitslücken, indem Adressbereiche im Arbeitsspeicher Anwendungen zufällig zugewiesen werden. Dies soll Angriffe per Pufferüberlauf verhindern. DEP (Data Execution Prevention) soll hingegen unterbinden, dass beliebige Daten als Programm gestartet werden und auf diese Weise Schadcode ausführen. AMD und Intel haben diese Technik bereits seit zehn Jahren in sämtlichen Prozessoren integriert. ASLR und DEP lassen sich laut AV-Test ohne Einfluss auf den Codeumfang und die Programmlaufzeit in den Quelltext implementieren, da es sich um aktivierbare Compiler-Funktionen handelt.

Das Resultat der Überprüfung der 32 Security-Suiten ist nach Angaben von AV-Test etwas überraschend, da einige Hersteller ASLR und DEP zwar komplett oder teilweise einsetzten, andere Anbieter aber fast vollständig darauf verzichteten. Die einzigen Produkte, die ASLR und DEP zu 100 Prozent nutzen, stammen dem Sicherheitsinstitut zufolge von Eset (Consumer-Variante Smart Security) und Symantec (Business-Variante Endpoint Protection).

Insgesamt setzt bei den Consumer-Lösungen fast die Hälfte aller Schutzpakete zu über 90 Prozent auf ASLR und DEP. Schlusslichter in dieser Rangliste sind die Anbieter Kingsoft und eScan mit 19 respektive 17,5 Prozent. Avira, G Data, McAfee sowie AVG setzen den Zusatzschutz nur in den 64-Bit-Dateien ihrer Produkte zu 100 Prozent ein. Bei den 32-Bit-Versionen schwankt der Wert zwischen 90 und nahezu 100 Prozent. Der Trend geht AV-Test zufolge alles in allem dahin, dass die Einsatzrate von ASLR und DEP bei 64-Bit-Dateien höher ist als bei den 32-Bit-Versionen. Dies sei jedoch nicht die Regel.

Bei den Endpoint-Security-Lösungen nutzt lediglich die Suite Symantec Endpoint Protection ASLR und DEP zu 100 Prozent (Diagramm: AV-Test).

Ebenfalls auffällig ist laut dem Sicherheitsinstitut, dass die Hersteller bei den Firmenlösungen viel stärker auf den zusätzlichen Selbstschutz setzen. Wie erwähnt, nutzt in dem Kontext jedoch lediglich Symantec zu 100 Prozent ASLR und DEP. Sophos tut dies dagegen nur bei seinen 64-Bit-Dateien, weist aber darauf hin, dass bei seinen 32-Bit-Dateien eine Vielzahl der nicht via ASLR und DEP geschützten Dateien DLLs sind, die nur Daten enthielten und somit keine Gefahr darstellten. Addiert man für jedes Business-Security-Produkt die 32- und 64-Bit-Werte, so liegt bei 6 von 8 Produkten die Einsatzquote zwischen 81,5 und über 97 Prozent. Von den bekannten Anbietern fällt hier nur Trend Micro aus dem Raster: Im Durchschnitt erzielt dessen Enterprise-Lösung Trend Micro Office Scan lediglich knapp 19 Prozent.

Grundsätzlich empfiehlt AV-Test den Einsatz der Schutzmechanismen ASLR und DEP, da eine Überlistung dieser Techniken einen Exploit-Autor Zeit, Ressourcen und zusätzliche Arbeitsschritte kostet. Letztere bedeuteten nicht nur einen erhöhten Aufwand, sondern könnten durch die jeweilige Sicherheitssoftware unter Umständen auch leichter als Angriff analysiert werden.

[mit Material von Rainer Schneider, ITespresso.de]

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ZDNet.de Redaktion

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