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Xiaomi wehrt sich erneut gegen Apples Plagiatsvorwürfe

Xiaomi-Vizepräsident Hugo Barra hat Diebstahlsvorwürfe durch Apples Designchef Jony Ive als übertrieben zurückgewiesen. „Ich finde es großartig, dass Apple existierende Ideen genommen hat, die gut waren, und seine eigenen Design-Ideen darauf aufgesetzt hat“, sagte der frühere Google-Angestellte. „So arbeiten sie. Und so arbeiten wir auch.“

Hugo Barra von Xiaomi (Bild: Wall Street Journal Live)

Ive hatte dem erst seit vier Jahren existierenden Smartphone-Konkurrenten mit Sitz in Peking auf einer Veranstaltung von Vanity Fair am 9. Oktober „Diebstahl“ und „Faulheit“ in Sachen Design vorgeworfen. Barra stellte sich dem umgehend entgegen. Seine erneute Reaktion zeigt, dass die Angelegenheit längst nicht beigelegt ist.

„Unsere Designer, unsere Ingenieure sind von großartigen Produkten und großartigen Designs inspiriert. Wer wäre das in der heutigen Welt nicht?“, formulierte Barra nun auf einer Konferenz des Wall Street Journal in Kalifornien. „Zeigen Sie mir bitte ein Produkt in unserer Branche, das eine komplett eigenständige Designsprache vertritt. Sie werden keines finden.“

Als Rechtfertigung ging Barra zudem auf Smartphone-Preise ein: „Wir glauben einfach grundsätzlich, dass man etwas, das man für 200 Dollar herstellen kann, nicht für 600 Dollar verkaufen sollte. Unser Geschäftsmodell ist, überall, wo wir können, ein bisschen zu verdienen. Innovation ist keine Luxusware. Innovation ist für alle.“

Xiaomi Mi 4 in Schwarz und iPhone 5S in Weiß (Bild: News.com)

Der frühere Google-Manager beschrieb sich auch als „riesigen Apple-Fan“ und nannte das im September vorgestellte iPhone 6 „das weltweit schönste Smartphone-Design aller Zeiten“. Apple sei „das Design-Mekka der Welt“, nehme bei seiner „Designsprache“ aber auch Anleihen, etwa bei HTC.

Barra greift letztlich den berühmten Aphorismus von Charles Caleb Colton auf, dem zufolge Nachahmung die ehrlichste Form der Schmeichelei ist. Ive hatte sich Anfang des Monats dagegen verwahrt: „Ich sehe das nicht als Schmeichelei. Wenn man das erste Mal an etwas arbeitet, weiß man nicht, ob es funktionieren wird. Man arbeitet sieben oder acht Jahre an etwas, und dann wird es kopiert. Ehrlich gesagt fallen mir da zuerst immer all die Wochenenden ein, die ich zu Hause mit meiner Familie hätte verbringen können. Ich halte das für Diebstahl und Faulheit.“

Xiaomi musste sich schon im Juli wegen Kopiervorwürfen rechtfertigen. „Das Patentsystem ist komplett fehlerhaft“, argumentierte Hugo Barra damals. „Es gibt keine neuen Ideen, es gibt aber ständig Verbesserungen bestehender Ideen. Unser Ansatz ist es einfach, die Erwartungen der Anwender zu übertreffen.“

Für Schlagzeilen sorgte diesen Sommer auch Xiaomis ursprünglich nicht abschaltbarer Cloud-Messaging-Dienst. Laut F-Secure transferierte er ungefragt Nutzerdaten an einen Server in China. Er dient als SMS-Alternative in MIUI OS. Seit einem Update ist er nicht mehr standardmäßig aktiv. Barra zufolge werden Telefonnummer und IMEI für den Datenabgleich benötigt.

Der chinesische Hersteller hat dieses Jahr zudem Samsung als größten Smartphoneanbieter in China abgelöst. Er steigerte seinen Marktanteil um 9 Punkte auf 14 Prozent. Allein im zweiten Quartal lieferte er 15 Millionen Smartphones aus. Samsungs Anteil hingegen brach um 6,3 Punkte auf 12 Prozent ein.

[mit Material von Connie Guglielmo und Aloysius Low, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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