Bundesnachrichtendienst hörte Telefonate der US-Außenminister Clinton und Kerry ab

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat angeblich Telefonate von US-Außenminister John Kerry sowie seiner Vorgängerin Hillary Clinton aufgezeichnet. Das berichtet das Magazin Der Spiegel. Bei der Überwachung von Telefonaten im Mittleren Osten im Jahr 2013 soll der deutsche Geheimdienst mindestens ein Gespräch, an dem Kerry beteiligt war, mitgeschnitten haben. 2012 wurde zudem ein Anruf zwischen Clinton und dem damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan abgehört.

Die Telefonate seien versehentlich abgefangen worden, heißt es in dem Bericht. Eine Sprecherin des BND sagte der Agentur Reuters, die USA und andere Verbündete seien kein Ziel deutscher Geheimdienste. Sie betonte zudem, dass „alle versehentlichen Aufnahmen sofort gelöscht“ wurden.

Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) das Handy von Bundeskanzlerin Merkel abgehört hat. Der Vorfall hatte sogar zu einer telefonischen Aussprache zwischen Merkel und US-Präsident Barack Obama geführt. Kurz darauf kündigte er in einer Rede eine Geheimdienstreform an. Ein Erlass untersagt es der NSA seitdem, die „Kommunikation der Staats- und Regierungschefs befreundeter Staaten abzuhören“.

Bei einer Anhörung vor dem US-Kongress hatte James Clapper, Direktor der US-Geheimdienste, die Abhöraktionen der ihm unterstellten Behörden verteidigt. Sie seien notwendig, um die „Absichten“ befreundeter Regierungen zu ermitteln. Er war zudem davon überzeugt, dass Verbündete der USA auch die Vereinigten Staaten ausspionieren.

Das US-Außenministerium wollte den Spiegel-Bericht gegenüber der Agentur Reuters nicht kommentieren. Ein Sprecher der Bundesregierung teilte mit, ein Untersuchungsausschuss werde sich mit den Anschuldigungen befassen.

Darüber hinaus hat Der Spiegel am Wochenende von seinen Quellen erfahren, dass der Bundesnachrichtendienst seit Jahren auch den Nato-Partner Türkei überwacht. Das Land werde im aktuellen „Auftragsprofil“ der Bundesregierung als offizielles Aufklärungsziel geführt. Aufgrund der NSA-Affäre sei das 2009 erstellte Profil nicht wie geplant 2013 erneuert worden.

[mit Material von News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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