Bericht: Glasfaser-Provider ermöglichte NSA-Spionage bei Google und Yahoo

Nach einem Bericht der New York Times hat die NSA für das Abhörprogramm „Muscular“ weltweite Glasfaserkabel angezapft, die Yahoos und Googles Rechenzentren verbinden. Sie sind im Besitz von Providern wie Verizon Communications, BT und Vodafone. Die Zeitung beruft sich auf Informanten, deren Hinweise aber vor allem vor allem in Richtung Level 3 deuteten, einen der weltweit größten Internet-Backbone-Provider.

Obwohl der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt, übersteigt das Datentransportvolumen von Level 3 Communications das von Verizon und AT&T zusammen. Der Tier-1-Carrier betreibt mehrere Backbones sowie transatlantische Verbindungen von Europa nach Nordamerika. Seine Netzwerkausrüstung ist in 200 US-Rechenzentren, über 100 europäischen und 14 lateinamerikanischen Rechenzentren zu finden. Auch die Daten des deutschen Internetknotens DE-CIX laufen großteils über die Infrastruktur von Level 3 – und nach Informationen des ZDF kann der US-Geheimdienst NSA darüber Daten abgreifen. Einem Informanten zufolge geht es dabei „vor allem um das Abhören von großen Industrieunternehmen“.

Eine Skizze aus von der Washington Post veröffentlichten Geheimdokumenten zeigt, dass die NSA den unverschlüsselten Datenverkehr zwischen Googles Rechenzentren abhört (Bild: Washington Post).

Wie die Washington Post im Oktober aufgrund von Dokumenten des PRISM-Enthüllers Edward Snowden meldete, kann die NSA „nach Belieben“ Nutzer von Google und Yahoo abhören. Unter anderem soll die NSA auf Metadaten zugreifen, die zeigen, wer wann und mit wem per E-Mail kommuniziert hat. Es würden aber auch Inhalte wie Texte, Videos und Audiodateien ausgespäht. NSA und der kooperierende britische GCHQ kopierten dafür vollständige Rechenflüsse der Glasfaserkabel, die für den Datenverkehr zwischen den Rechenzentren der beiden Internetkonzerne genutzt werden.

Level 3 nahm zum Bericht der New York Times mit einer nur indirekten Antwort Stellung: „Wir richten uns grundsätzlich und in unserer Praxis nach den Gesetzen in jedem Land, in dem wir tätig sind. Kundendaten überlassen wir Regierungsbehörden nur dann, wenn wir nach den Gesetzen des Landen dazu gezwungen sind, in dem sich die Daten befinden.“

In einem Geschäftsdokument von Level 3 ist zudem von einer Vereinbarung mit den US-Ministerien für Heimatschutz, Justiz und Verteidigung die Rede. Diese Vereinbarung führe zu erheblichen Anforderungen an das Unternehmen, was die Speicherung von Informationen sowie die Überprüfung und Ausbildung von Mitarbeitern betreffe.

Die Internetfirmen beginnen inzwischen, auf die Snowden-Enthüllungen zu reagieren. Google verschlüsselt die Datenflüsse zwischen seinen Rechenzentren rund um die Welt, um sie vor der Ausspähung durch die NSA und die Geheimdienste anderer Länder zu schützen. Yahoo will ab dem ersten Quartal 2014 ebenfalls den gesamten Datenverkehr zwischen seinen Rechenzentren verschlüsseln. Auch Microsoft plant angeblich, seine Internetverschlüsselung zu verstärken.

[mit Material von Richard Nieva, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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