Der chinesische Netzwerkausrüster Huawei hat erneut ein Whitepaper vorgelegt, das vor allem in den USA häufig geäußerte Sicherheitsbedenken widerlegen soll. Dem Dokument zufolge sieht Huawei Sicherheit als sein wichtigstes Anliegen. Es fordert international gültige Cybersicherheitsstandards. Eine Verbindung des Unternehmens zur chinesischen Regierung oder dem Militär gebe es nicht.
„Wenn wir bei Huawei über Security nachdenken, geht es nicht nur um die gestrigen Probleme, ja nicht einmal um die von heute. Vielmehr konzentrieren wir uns darauf, die Grundlage für die Absicherung der Welt von morgen zu legen, die dramatisch von der heutigen abweichen wird“, sagt John Suffolk, früher CIO der britischen Regierung, heute Cybersecurity-Officer von Huawei weltweit. „Es ist aus dieser Zukunftsperspektive heraus, dass wir auf den Bedarf an internationalen Branchenstandards für Cybersecurity hinweisen. Unsere bescheidene Hoffnung ist es, dass dieses Whitepaper als Katalysator für breitere, partnerschaftliche Dialoge zwischen Behörden und Firmen sorgt, um gemeinsame Ziele zu erreichen.“
Weiter äußerte Suffolk den Wunsch nach einen „Reset-Knopf“ – es brauche „neue Verhaltensregeln, neue Standards, neue Gesetze und einen neuen Realismus bei der Betrachtung der Balance zwischen Privatsphäre und Sicherheit“. Der chinesische Konzern bemühe sich weiter um „Offenheit, Kollaboration und Transparenz“, wenn er mit Regierungen, Kunden und anderen Interessengruppen spreche.
Mit dem neuen Whitepaper widerspricht Huawei allerdings eigenen Aussagen vom April dieses Jahres, es habe den US-Markt aufgegeben und spüre „kein Interesse“ mehr. Dies gebe nur „die Realitäten unseres Providergeschäfts in den USA wieder.“
Außer den USA ist das Misstrauen gegenüber Huawei in Australien besonders stark, wo der Einsatz seiner Hardware staatlichen Behörden verboten ist. Daran konnte auch Huaweis Angebot, Einsicht in den Quelltext zu geben, nichts ändern. In Großbritannien sind die Vorbehalte nicht mehr ganz so groß: Seit 2010 betreibt der Konzern dort ein Cyber Security Evaluation Centre, und gerade erst hat er den Bau eines zusätzlichen Forschungszentrums für 147 Millionen Euro angekündigt. Er beschäftigt dort auch eine Reihe ehemaliger Regierungsangestellter – neben Suffolk auch frühere Mitarbeiter des Geheimdiensts GCHQ, der zuletzt durch sein Schnüffelprogramm Tempora in die Schlagzeilen geraten war.
Im neuen britischen Forschungszentrum wird Huawei etwa zu den Themen Optoelektronik und Gerätedesign forschen. Bis 2017 sollen im Land 300 Menschen für den Konzern arbeiten. Bisher beschäftigt er nur etwa 80 Briten.
Als die Erweiterung der britischen Niederlassung letzte Woche bekannt wurde, weilte der Schatzkanzler der Regierung, George Osborne, gerade in China. Er besuchte unter anderem Huaweis Zentrale in Shenzhen. „Eine der aufregendsten Gelegenheiten für eine chinesisch-britische Zusammenarbeit ist die zwischen innovativen High-Tech-Firmen. Daher freue ich mich, Huaweis Zentrale zusammen mit Managern der wichtigsten Technikfirmen Großbritanniens zu besuchen und Huaweis Investition ins Vereinigte Königreich zu begrüßen.“
Ein US-Regierungsausschuss hatte Huawei vergangenes Jahr in die Nähe der chinesischen Regierung und des Militärs gerückt. Er riet US-Netzbetreibern dringend von einem Kauf von Huawei-Hardware ab, um nicht Spionage zu ermöglichen oder zumindest zu vereinfachen. Daher haben bisher nur kleinere Provider wie Leap und Clearwire vereinzelt Geräte von Huawei angekauft. Weltweit zählen allerdings mit Vodafone, Bell Canada und Telekom Malaysia auch große Netzbetreiber zu seinen Kunden.
Eine Untersuchung der Anschuldigungen blieb in den USA allerdings ohne konkretes Ergebnis. Einen interessanten Kommentar steuerte damals der deutsche Sicherheitsforscher Felix Lindner bei: Ihm zufolge sind Huawei-Router so voll von Fehlern, dass es für Spionage gar keine Hintertür braucht. Das konnte er durch Hacks auch belegen. Der chinesische Konzern griff diese Vorlage allerdings clever auf und bat Lindner um Mitarbeit an der Sicherheit seiner Produkte.
[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]
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