Chipspezialist: Apples A7 hat keine vier Kerne

Apples neuer 64-Bit-Prozessor A7 scheint zwei Kerne zu enthalten – und nicht vier, wie die meisten aktuellen High-End-Smartphones. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht von Anandtech; Sitegründer und Tester Anand Lal Shimpi hat dies in einem Telefoninterview gegenüber News.com bestätigt.

Marketingchef Phil Schiller stellt den Apple A7 vor (Bild: News.com).

„Die Werkzeuge, die Kerne zählen können, befragen das Betriebssystem, und es gibt die Zahl der logischen CPUs zurück – in dem Fall waren es zwei“, sagte er. „Das mit vier Kernen wurde zuletzt forciert. Das ist sicher nicht der einzige Weg, um das optimale Verhältnis von Leistung und Stromaufnahme bei einem Telefon zu erreichen.“ Es sei Nvidia gewesen, das durch sein Vorpreschen die anderen Chiphersteller zu einer Reaktion gezwungen habe.

Dem Anandtech-Tester zufolge steht Apple hier weniger unter Druck und kann es sich am ehesten leisten, sich dem Trend zu widersetzen: „Außerhalb von Apple ist es heutzutage schwierig, ein Smartphone-Flaggschiff ohne Vierkernchip zu verkaufen.“

In Benchmarkergebnissen sowohl von Anandtech als auch von CNET leistet sich der A7 als erster 64-Bit-Prozessor eines Smartphones jedenfalls keine Schwäche. CNET kommt zu dem Schluss, dass das iPhone 5S mit A7 mindestens doppelt so schnell ist wie das iPhone 5 mit A6. Und bei Anandtech steht: „Der Zweikernchip A7 ist jetzt das schnellste von uns mit SunSpider getestete System-on-a-Chip, sogar schneller als Qualcomms Snapdragon 800 und ARMs Cortex-A15.

Schon das Motorola Moto X hatte gezeigt, dass zwei schnellere Kerne für viele Einsatzgebiete besser sein können als vier Kerne mit geringerer Taktrate. Außerdem vermutet Anandtech, dass Apples A7 der erste Halbleiter mit einer GPU der PowerVR Series 6 von Imagination Technology ist, die OpenGL ES Version 3.0 unterstützt..

Laut Apple kann der A7 in bestimmten Bereichen mit bis zu doppelter CPU- und Grafik-Performance aufwarten. Apple hat außerdem iOS 7 und die vorinstallierten Apps dahingehend entwickelt, die Leistung des A7-Prozessors optimal auszunutzen. Das ist auch nötig, da für 32-Bit-Prozessoren kompilierte Anwendungen – also zunächst einmal alle im App Store – die Vorteile von 64-Bit nicht nutzen können. Nachteilig an einem 64-Bit-Prozessor ist zudem die Größe der Anwendungen, die sich bis zu verdoppeln kann. Auch dürfte der leistungshungrige Chip der Grund sein, warum Apple fürs iPhone 5S nur eine geringfügige Verlängerung der Akkulaufzeit meldet.

Die Einführung von 64-Bit verspricht allerdings massive langfristige Vorteile. Der größte: Nur 64-Bit-Chips können Speichereinheiten mit über 4 GByte ansprechen. Das ist für Mobilgeräte derzeit noch irrelevant, wird es aber nicht immer sein. Ausgerechnet das Samsung Galaxy Note 3 kommt jetzt schon mit 3 GByte. Vom größeren Befehlssatz eines 64-Bit-Prozessors profitieren außerdem vor allem Multimedia-Anwendungen.

[mit Material von Brooke Crothers, News.com]

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Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

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