Forscher-Botnetz findet 1,2 Millionen unsichere Geräte weltweit

Ein anonymer Sicherheitsforscher hat mit einem Botnetz insgesamt 1,2 Millionen unsichere Geräte ermittelt, die ohne Passwort oder über vom Hersteller vorgegebene Passwörter zugänglich sind. Seine Botnetz-Software Carna – benannt nach der römischen Göttin der Gesundheit – infizierte rund 420.000 der offenen Geräte für das Projekt Internet Census 2012 – so etwas wie eine „Volkszählung des Internets“.

Das eigentliche Projektziel war es, mit den infizierten Geräten Portscans aller IPv4-Adressen (Internet Protocol Version 4) durchzuführen und ihre tatsächliche Nutzung zu ermitteln. Der namenlose Forscher ging dabei umsichtig vor und lud seine Software nur auf bestimmte Geräte, auf denen sie eindeutig lauffähig war, und vermied dauerhafte Änderungen. Das inzwischen wieder abgeschaltete Botnetz war dennoch illegal, da die Software ohne Zustimmung der Gerätebesitzer installiert wurde.

Um Zugang zu den Geräten zu bekommen, arbeitete sein Script entweder mit leeren Log-in-Daten oder mit Standardvorgaben wie root / root sowie admin / admin. Die Mehrzahl der kompromittierbaren Geräte waren privat eingesetzte Router. Unter ihnen befanden sich aber auch industrielle Steuerungssysteme sowie BGP-Router (Border Gateway Protocol) – Angriffe auf sie können ein ganzes Land vom Internet trennen. Unsichere Geräte fanden sich praktisch überall, ließen sich nicht einem bestimmten ISP oder Land zuordnen. „Das Problem der voreingestellten oder fehlenden Passwörter ist branchenweit und ein Internet-Phänomen“, schreibt der namenlose Forscher.

Die mit seinem Projekt ermittelten Daten hat er vollständig veröffentlicht. In komprimierter Form erfordern sie einen Download von 568 GByte, der sich zu 9 Terabyte Logdateien entpackt. „Wir hoffen, dass andere Forscher die von uns gesammelten Daten nützlich finden“, schreibt der Projektbetreiber weiter. „Und dass diese Veröffentlichung mehr Aufmerksamkeit darauf lenkt – während alle von aufwendigen Exploits und Cyberkrieg reden -, dass vier einfache dumme voreingestellte Telnet-Passwörter genügen, um Zugang zu Hunderttausenden Verbrauchergeräten sowie Zehntausenden Industriegeräten weltweit zu geben.“

Tatsächlich entdeckte das Projekt mit Aidra auch eine kurz zuvor in Umlauf gebrachte Botnetz-Software. Sie arbeitete ganz ähnlich, wurde aber eindeutig mit bösartiger Absicht entwickelt.

[mit Material von Michael Lee, ZDNet.com]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Gefahren im Foxit PDF-Reader

Check Point warnt vor offener Schwachstelle, die derzeit von Hackern für Phishing ausgenutzt wird.

2 Tagen ago

Bitdefender entdeckt Sicherheitslücken in Überwachungskameras

Video-Babyphones sind ebenfalls betroffen. Cyberkriminelle nehmen vermehrt IoT-Hardware ins Visier.

2 Tagen ago

Top-Malware in Deutschland: CloudEye zurück an der Spitze

Der Downloader hat hierzulande im April einen Anteil von 18,58 Prozent. Im Bereich Ransomware ist…

2 Tagen ago

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

3 Tagen ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

3 Tagen ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

3 Tagen ago