Google sabotiert angeblich Kartenprojekt OpenStreetMap

Google hat angeblich Daten des Kartenprojekts OpenStreetMap (OSM) sabotiert. Der Gründer des Projekts, Steve Coast sowie Systemadministrator Grant Slater und Mikel Maron, Vorstandsmitglied der OSM Foundation, schreiben in einem Blogeintrag, dass Nutzer mit Google-IP-Adressen aus Indien Kartendaten des Projekts gelöscht, verändert und missbraucht haben. Unter anderem wurde demnach die Richtung von Einbahnstraßen umgekehrt.

Die Manipulationen kamen laut OSM von zwei IP-Adressen. Es seien aber mehrere Nutzerkonten verwendet worden. „Zwei OpenStreetMap-Konten haben von Googles IP-Adressen aus OSM in London, New York und an weiteren Orten mutwillig beschädigt“, heißt es in dem Blogeintrag. Erste Vorfälle habe es vergangenen Donnerstag gegeben. Eine vollständige Analyse werde noch einige Zeit dauern. Insgesamt sei von den beiden IP-Adressen und mindestens 17 Konten aus 102.000-mal auf OSM zugegriffen worden.

Zudem will das Kartenprojekt herausgefunden haben, dass die verwendeten Google-IP-Adressen in Indien dieselben sind, von denen aus Google-Mitarbeiter auf Daten des kenianischen Start-ups Mocality zugegriffen haben. Diesen Vorfall hatte Google kürzlich bestätigt und sich bei dem Unternehmen entschuldigt. Es handelte sich Google zufolge um den Alleingang eines Mitarbeiters.

Google bestätigte auch die Änderungen an OpenStreetMap. Sie seien von zwei externen Mitarbeitern durchgeführt worden, die eigenverantwortlich gehandelt hätten, während sie das Google-Netzwerk nutzten. Sie arbeiten nach Angaben des Suchanbieters nicht mehr an Google-Projekten. Nach Auskunft einer Quelle von ZDNet wurden die beiden Mitarbeiter wegen nicht genehmigter Aktivitäten im Google-Netzwerk entlassen und nicht wegen der Manipulationen an OpenStreetMap. Insgesamt hätten sie 20 Änderungen an OSM-Daten durchgeführt.

Googles Kartendienst Maps und OpenStreetMap sind direkte Konkurrenten, unter anderem, wenn es um Freiwillige geht, die Kartendaten liefern. Gleichzeitig betont OSM aber, dass es auch Unterstützung von Google erhalten hat.


Ansicht von Köln in OpenStreetMap (Screenshot: ZDNet)

„Diese Vorgänge sind angesichts der guten Beziehung zu Google in der Vergangenheit irgendwie rätselhaft“, heißt es weiter in dem Blogeintrag. Google habe nicht nur Geld für OSM gespendet, sondern auch Studenten finanziert, die für das Open-Source-Projekt gearbeitet hätten. „Als Community nehmen wir die Qualität unserer Daten sehr ernst und erwarten eine Erklärung von Google und Maßnahmen, die verhindern, dass sich so etwas in der Zukunft wiederholt.“

Ein anderer Systemadministrator von OpenStreetMap kritisiert in einem Kommentar zu dem Blogeintrag das Vorgehen seines Unternehmens. „Sie machen hier aus einer Mücke einen Elefanten. Es scheint, als wollten sie daraus eine Art organisiertes Verbrechen seitens Google machen.“ Deswegen habe OSM versucht, einen Bezug zu Mocality herzustellen, wo es deutliche Beweise für solch ein Verhalten gegeben habe. „In Wirklichkeit gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass sich dieser Vorfall von zahlreichen anderen unterscheidet, wo Nutzer versehentlich oder vorsätzlich falsche Einträge gemacht haben.“ Der einzige Unterschied sei, dass diesmal Nutzer involviert seien, die angeblich für Google arbeiteten.

ZDNet.de Redaktion

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