Red-Hat-CEO: „Desktop-Systeme sind Legacy“

Der Chef des Softwareherstellers Red Hat glaubt, das der traditionelle Desktop schon in fünf Jahren überholt ist. Das hat CEO Jim Whitehurst auf dem LinuxCon im Gespräch mit ZDNet ausgeführt. Andere spekulierten zugleich noch immer über das Jahr X als Jahr des Linux-Desktops, wenn auch manchmal nur noch scherzhaft, wie Linus Torvalds, der angeblich das Jahr 2031 als Jahr des Linux-Desktops ausrief.

„Das Fat-Client-Betriebssystem“, sagte Whitehurst und meinte damit den traditionellen Desktop, „wird eine Legacy-Anwendung“. Er wollte damit nicht etwa sagen, dass sich die Desktops im Jahr 2015 in Rauch auflösen wie in einem Katastrophenfilm. Seine pointierte Aussage sollte vielmehr auf die zunehmend steigenden Kosten hinweisen, die für den Unterhalt und den sicheren Betrieb eines Desktop-Betriebssystems anfallen.

Es ist immerhin der Chef des ersten Milliarden-Dollar-Unternehmens im Umfeld von Open Source, der das sagt. Whitehurst kennt Linux seit frühen Erfahrungen mit Slackware und arbeitet mit Fedora 15 auf seinem Desktop. Seiner Einschätzung nach betrifft diese Entwicklung nicht nur Linux: „Warum sollte jemand mit all diesen unterschiedlichen Plattformen – wir reden von Smartphones, Tablets und so weiter – und den für ihre Sicherheit anfallenden Kosten auch noch Geld dafür ausgeben wollen? Es fallen einfach absurde Kosten an, um einen Fat Client sicher zu betreiben.“

Unter den möglichen Alternativen hob Whitehurst Virtual Desktop Infrastructure (VDI) hervor. Als den wichtigsten Teilnehmer in diesem Markt sieht er weiterhin Citrix, das seit langem Windows-Desktops über seine VDI-Plattform bereitstellt. Aber auch Red Hat, bekannt für seine Linux-Distribution Red Hat Enterprise Linux und das Fedora-Projekt, möchte bei VDI eine Rolle spielen. Für 2012 ist von Red Hat die Vorstellung seiner VDI auf Basis des Simple Protocol for Independent Computing Environments (SPICE) zu erwarten.

„SPICE wird als ein für diejenigen zugeschnittenes Angebot kommen, die es wollen“, ergänzte er gegenüber ZDNet. Red Hat wolle damit vor allem Benutzer ansprechen, die bereits Linux-Desktops einsetzen, Terminal-Anwendungen oder auf Linux basierende Thin Clients. Es wird aber nicht den angestammten Markt von Citrix bedienen – etwa Angebote für 20.000 Windows-Desktops.

Da Tablets oder Smartphones nicht alles bieten können, erwartet Whitehurst in den Unternehmen einen Trend zur KVM-basierten Cloud sowie dem Einsatz des Webbrowsers als primären Zugang. Auch Googles Chrome OS erscheint ihm vielversprechend genug, so dass er erwägt, schon bald selbst Samsungs Chromebook anzutesten.

ZDNet.de Redaktion

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