NFC-Technologie: Das Handy als Zahlungsmittel

In Deutschland sind die NFC-Bezahldienste noch dünn gesät. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der bereits seit 2007 passive NFC-Funkchips an den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel einsetzt, die so genannten ConTags. Berührt man ein ConTag mit einem NFC-Handy, öffnet sich automatisch das Fahrschein-Programm mit bereits eingetragener Starthaltestelle.

Nach drei weiteren Klicks ist das Ticket dann elektronisch gebucht. Laut RMV sind die ConTags auch an allen Bahnstationen des RMV, an den Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn sowie an allen Haltestellen im Main-Taunus-Kreis installiert. Der NFC-Ticketkauf funktioniert mit den Nokia-Handys 6131 NFC und 6212.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Deutsche Bahn mit dem System Touch & Travel, das durch elektronische Tickets Bahnreisen ohne Fahrkarte ermöglicht. Vor Fahrtantritt halten Kunden dazu das NFC-Handy kurz an ein Terminal am Bahnsteig und melden sich am Ende ihrer Reise auf die gleiche Weise wieder ab. Aus den An- und Abmeldedaten und der Fahrtstrecke berechnet das System im Hintergrund automatisch den Fahrpreis. Bisher läuft das Touch & Travel in der Pilotphase, bei der Testkunden ein passendes NFC-Handy zur Verfügung gestellt wurde.

Seit Kurzem können auch Besitzer eines iPhone 3G das System nutzen. Hier funktioniert der Fahrkartenkauf allerdings nicht über NFC, sondern durch Fotografieren von 2D-Barcodes beziehungsweise die Eingabe der Touchpoint-Nummer. Für die Positionsbestimmung mittels Geokoordinaten dient das im iPhone 3G eingebaute GPS-Modul.


Elektronische Fahrkarte: Kunden des Rhein-Main-Verkehrsverbund können Tickets für öffentlichen Nahverkehr mit NFC-Handys direkt an ConTag-Terminals kaufen, die an jeder Haltestelle stehen.

Auch die Deutsche Telekom will auf den NFC-Zug aufspringen und hat ein Handy-Bezahlsystem namens „Mobile Wallet“ angekündigt, das noch 2011 in Deutschland und Polen starten und ab 2012 auch in den USA, Holland und Tschechien verfügbar sein soll. Um möglichst viele NFC-Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, will die Deutsche Telekom daher auch Angebote von Dritten in das Mobile Wallet aufnehmen. Mit dem System sollen Kunden künftig mit ihrem Handy daher unter anderem für Waren bezahlen, Fahrscheine lösen oder Tickets für Veranstaltungen kaufen können.

Fazit: NFC gehört die bargeldlose Zukunft

Wie die jüngste Auflage der Handymesse Mobile World Congress gezeigt hat, plant mittlerweile fast jeder namhafte Anbieter aus der Mobilfunk-Branche mit Near Field Communication. Dementsprechend optimistisch geben sich die Analysten: Laut den Marktforschern von ABI Research sollen 2011 rund 35 Millionen Smartphones mit NFC-Unterstützung in den Handel kommen, und bereits im Jahr 2012 soll sich diese Zahl verdoppeln. Analysten von Forrester gehen inzwischen davon aus, dass 2011 40 bis 50 Millionen NFC-Telefone verkauft werden. Hierzulande spielt NFC zurzeit jedoch nur eine kleine Rolle und beschränkt sich auf wenige Angebote wie den elektronischen Ticketkauf des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV). Einsatzmöglichkeiten für die interessante Technik gibt es allerdings genug, daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis NFC auch auf breiter Basis im Alltag verfügbar ist. Es dürfte aber mindestens noch bis Ende des Jahres dauern, bis NFC-Bezahlsysteme und -Geräte auf in großer Zahl verfügbar sind.

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ZDNet.de Redaktion

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