Öko-Label für Rechenzentren: Umsetzung wird schwierig

„Der PUE-Wert hat zwar eine eingeschränkte Aussagekraft und kann verdreht werden“, gibt Simon Mingay, Vize-Präsident für den Bereich Forschung bei Gartner, zu bedenken. Dennoch spiele der Wert in der Maßstab-Diskussion eine wichtige Rolle.

Kritisiert wird vor allem, dass die Berechnung nicht die klimatische Umgebung des Rechenzentrums berücksichtigt. Denn die Kühlung spielt bei den Kosten eine wichtige Rolle. Die Branche ist sich schon lange einig, dass ungefähr die Hälfte der Energieausgaben für ein Rechenzentrum auf das Konto der Klimaanlage geht. Es macht daher schon einen Unterschied, ob das Rechenzentrum in Alaska oder in Texas steht.

Beim Stichwort „Kühlung“ gibt es noch einen weiteren heiklen Punkt: Eine wesentliche EPA-Anforderung ist die Nutzung von sogenannter freier Kühlung. Das sind Maßnahmen zur Wärmereduktion, die nicht die Klimaanlage betreffen. „Das ist eine recht hohe Anforderung“, konstatiert Wolfgang Schwab, Senior Advisor und Programm Manager Efficient Infrastructur bei der Experton Group. „Die kann über die Hälfte aller bestehenden Rechenzentren kurzfristig gar nicht umsetzen.“

Ob sich der Energy-Star für Rechenzentren in naher Zukunft auf breiter Basis durchsetzen wird, ist allerdings fraglich. „Rechenzentren sind häufig sehr groß und komplex“, sagt Experton-Analyst Schwab. „Diese Komplexität auf einen Nenner zu bringen ist sehr schwierig.“ Zudem sei der Druck, sich zertifizieren zu lassen, hierzulande derzeit kaum vorhanden. Ob das Rechenzentrum nun besonders „grün“ sei und eine Zertifizierung habe, spiele für Geschäftsbeziehungen derzeit eine eher untergeordnete Rolle.


Wolfgang Schwab (Bild: Experton Group).

Dass stromhungrige Branchen wie die Aluminiumherstellung oder die Chemie ihr schlechtes Image mit dem Engergy Star für das Rechenzentrum aufpolieren wollen, hält Schwab eher für unwahrscheinlich.

Ein Argument kann seiner Meinung nach allerdings überzeugen: Wenn der Preis für die angebotene IT-Dienstleistung aufgrund mangelnder Energieeffizienz zu hoch und damit nicht wettbewerbsfähig ist. Das könnte schneller geschehen, als man glaubt: Greenpeace geht davon aus, dass sich der Energieverbrauch von Rechenzentren bis 2020 weltweit verdreifacht.

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ZDNet.de Redaktion

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