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Neue Top Level Domains: Tiefe Taschen entscheiden

Aber noch ist ja unklar, ob das erste Bewerbungsverfahren überhaupt schon, wie geplant, im Frühjahr 2010 beginnen kann. Denn wenn auch im Konfliktfall oft das amerikanische Handelsministerium die Entscheidungen im Hintergrund maßgeblich beeinflussen wird – rein numerisch sind alle Interessengruppen in den Führungs- und Entscheidungsgremien des ICANN und der untergeordneten Instanzen vertreten.

Und so befindet sich das gesamte Bewerbungsprozedere wieder einmal in einer angeblich letzten Kommentierungsrunde – die sich aber durchaus auch als die vorletzte entpuppen könnte. Einmal ganz abgesehen davon, ob, und wenn ja, welchen Einfluss das derzeitige wirtschaftliche Krisengeschehen auf die Abläufe bei der ICANN hat. Denkbar wäre beispielsweise, dass die ICANN der „Buy-Chinese“-Aufforderung der Pekinger Regierung die Verweigerung von gTLDs für chinesische Bewerber entgegensetzt.

Bei deutschen Unternehmen ist derzeit noch nicht viel Aktivität in Sachen TLD zu verzeichnen. „Die meisten glauben wohl immer noch, eine gTLD zu bekommen wäre so einfach wie heute eine .de-Domain“, spekuliert Krischenowski. Er rechnet daher im Jahr 2010 mit einer relativ ruhigen Bewerbungsrunde. Sobald aber die ersten Marken mit einem „Dot-Brand“ ihre Sichtbarkeit im Internet erfolgreich erhöhen werden, könnte der Run auf die neuen Domains einsetzen, meint der Berater.

Einen Einblick in die Tiefen der zu erwartenden Dispute liefert die geplante gTLD .berlin, um deren Errichtung sich die junge Firma Dotberlin bemüht. Auch Krischenowski ist an ihr beteiligt. Dotberlin will für bezahlbare Preise im zweistelligen Euro-Bereich Second-Level-Domains vergeben, die schon in der Top Level Domain eindeutig auf den Standort in der Bundeshauptstadt verweisen.

ICANN verlangte von Dotberlin zunächst eine schriftliche Einverständniserklärung jeder anderen Gemeinde der Welt mit dem Ortsnamen „Berlin“. Allein in den USA gibt es zehn weitere Berlins. Nach langem Hin und Her einigte man sich schließlich darauf, dass von dieser Anforderung wenigstens die Hauptstädte der Staaten verschont bleiben sollen.

Ob Hamburg, wo auch Bestrebungen für eine eigene Top-Level-Repräsentanz laufen, ähnliches Glück beschieden sein wird, ist höchst zweifelhaft. Die Hansestadt an der Elbe hat schließlich laut Wolfram Alpha vier Namensvettern in der Neuen Welt und das Pech, nicht Hauptstadt zu sein.

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ZDNet.de Redaktion

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