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Malware oder Goodware: Wer entscheidet das?

Mein Browser sieht heute wieder so komisch aus. Ach ja, ich habe gestern ein paar Shareware-Utilities zur Bildbearbeitung getestet und bei der Installation etwas unbedacht „Weiter“ und „Fertigstellen“ gedrückt. Dabei weiß doch jeder, dass man sich die Häkchen in den Kontrollkästchen gut anschauen sollte. Meist ist es richtig, sie auszuklicken.

Na egal,  ich muss doch froh sein, dass mir von meinen 1680 mal 1050 Pixeln nur 640 mal 480 zum Browsen übrigbleiben. Diese Auflösung genießt schließlich seit über 20 Jahren Kultstatus. Ich erinnere mich genau: Meinem Kollegen sind 1988 an der Uni fast die Augen rausgefallen, als er in unserem Fachbereich einen der ersten VGA-Monitore sah.

Daran hat sich bis heute im Prinzip nichts geändert.  Heute erstarre ich vor Ehrfurcht, wenn mir mein Kollege sein nagelneues 640×480-Display zeigt. Der einzige Unterschied ist doch, dass damals „IBM VGA“ draufstand und heute „Apple Iphone“.

Mal im Ernst, die Sharewarehersteller versuchen immer dreister, ihren Kunden Adware unterzuschieben. Ein schönes Beispiel ist der Messenger Trillian. Zunächst darf man noch entscheiden, ob man wirklich den Weather Channel auf der Taskleiste braucht, wie in Bild 2 gezeigt. Im nächsten Fenster soll man die Lizenzbedingungen akzeptieren.

Jeder weiß, dass es normalerweise nicht weitergeht, wenn man das nicht macht. Auch ich klicke meist das Kontrollkästchen an, ohne gelesen zu haben, was ich da nun angeblich rechtsvebindlich akzeptiert habe. In diesem Fall wird der Satz „I accept the license agreement“ jedoch um den Zusatz „and want to install the free Ask Toolbar“ ergänzt – ohne zweites Kästchen, versteht sich.

Ich klicke das Kästchen aus, und diesmal geht es weiter. Ich habe Trillian installiert, die Ask-Toolbar bleibt draußen, und ich bin nicht an irgendwelche Lizenzbedingungen gebunden. Das ist es doch, was ich wollte.

Bleibt nur die Frage, warum kein Anti-Malware-Programm die ungeliebte Adware findet. Auch wenn ich den Spyware-Modus aktiviere, der sich unter Namen wie „Programm zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit“ versteckt, lässt das meine Schutzprogramme unbeeindruckt. Ach ja, die CEOs der Antivirenindustrie und der großen Toolbarhersteller gehen ja zusammen Golf spielen und bescheinigen sich gegenseitig Seriosität.

Mir bleibt ein kleiner Trost: Irgendwann ist mein Browser so vollgetoolbart, dass die Inhalte der umgebogenen Home- und Search-Pages gar nicht mehr sichtbar sind. Das Golfspielerkartell wird schon bald zusammenbrechen.

ZDNet.de Redaktion

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