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Mainframes: Anpassung statt Auslese

Dass die Großrechner dennoch nicht von der Bildfläche verschwinden, erklärt nicht nur Bernd Bischoff, CEO von Fujitsu Siemens Computers (FSC), einem der letzten Großrechner-Anbieter neben IBM, damit, dass es schlicht zu aufwändig wäre, die in tausenden von Mannjahren entstandene Spezialentwicklungen neu zu schreiben. Altanwendungen halten also Altsysteme am Leben.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Bischoff sieht Intel-Architekturen als die Zukunft der Großrechner. Sein Unternehmen überträgt unter Hochdruck die Eigenschaften des hauseigenen Mainframe-Betriebssystems BS2000 auf die scheinbar leistungsfähigere und preiswertere Plattform, die es dabei jedoch anzupassen gilt. Bis zum Durchbruch von Intel/AMD-Mainframes hält FSC die Großrechner-Kunden durch ein immer besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bei der Stange. IBM kann bei diesem Preiskampf dank Utility-Computing und Pay-per-use-Konzept durchaus mithalten.

Im Grunde findet hier eine Art Technologie-Rennen statt, bei der die x86-Verfolger dank größerer Rechnerleistung und preiswerter Standards rasend schnell aufholen, insbesondere bei der Virtualisierung. FSC hat bereits aufgegeben und sucht in der BS2000-Portierung einen Kompromiss, während IBM noch bemüht ist, seinen Erfahrungs- und Technologievorsprung zu halten, ja sogar auszubauen.

Zu Recht kann Big Blue darauf verweisen, dass das Virtualisierungs-Konzept, mit dem etwa VMware seit einigen Jahren auf x86-Architekturen reüssiert, seit Jahrzehnten auf dem Großrechner Alltag ist. Geschickt nutzt das Unternehmen auch den Green-IT-Hype, um die RZ-Konsolidierung für sich fruchtbar zu machen. 39.000 Server lassen sich angeblich mit einem Fünftel der Energie auf 30 Linux-Mainframes betreiben.

Hinzu kommt, dass IBM einiges tut, um mit seiner neuen P6-Architektur klassische Nachteile bei der Rechnerleistung aufzuholen und für eine einheitliche Plattform (Virtualisierung inklusive) zu sorgen. Die Anwender sollen künftig – innerhalb der IBM-Produktwelt – beliebig skalieren können.

Am Ende sind die Wege von FSC und IBM so verschieden nicht. Die Augsburger bringen Mainframe-Eigenschaften per Software auf x86-Architekturen. Big Blue baut Hardware mit x86-Leistung. Wenn alles gut geht, wer weiß, vielleicht verschmelzen dann die Techniken. Den Anwendern kann es Recht sein.

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ZDNet.de Redaktion

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