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IT-Gipfel: Der Wind dreht

Einiges deutet darauf hin, dass die Kanzlerin argwöhnt, auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Sicher, Deutschland braucht sich bei der ITK-Forschung nicht zu verstecken – und Ähnliches gilt für die Einbettung von Programmen in Maschinen oder Autos. Im Bereich betriebswirtschaftlicher Software sind hiesige Unternehmen weltweit führend, was aber wenig nützt, wenn sie von US-Konzernen wie Infor aufgekauft werden. Auch beim Aufbau mobiler Netze ist Deutschland den USA voraus. Doch das reicht nicht. Die meisten anderen Hard- und Softwarefelder sind seit Jahrzehnten fest in der Hand von US-Konzernen.

„Play by your strength“ raten die Wirtschaftler gern. Warum sollte die Bundesregierung dann mit aller Gewalt nach einer Führungsposition in Bereichen streben, wo deutsche Firmen gegen Weltkonzerne wie IBM, HP, Sun, Microsoft oder Oracle antreten müssten?

In der Tat zeigen die Aktivitäten der Bundesregierung, dass die Kanzlerin die Stärken Deutschlands erkannt hat: im Umweltschutz. Tatsächlich gelten wir hier – ob zu Recht oder nicht – als Weltmarkführer. Die Wachstumsraten sind auf alle Fälle zweistellig. Diese Situation nutzt die Kanzlerin auf vielfache Weise. Unter dem grünen Deckmäntelchen lässt sich mehr Unabhängigkeit vom zunehmend knapperen Öl sowie vom russischen Gas anstreben, ohne die dortigen Machthaber zu brüskieren.

Zudem weiß sie, dass grüne Politik bei den Wählern gut ankommt, dass man damit den Grünen und dem SPD-Koalitionspartner Wählerstimmen abnehmen kann. Auch außenpolitisch lässt sich daraus hervorragend Kapital schlagen, seit alle UNO-Studien belegen, dass global Feuer unterm Dach ist.

Rundum ein gute Sache, selbst für Natur und Menschen. Schade nur, dass damit der Einfluss der IKT-Branchen-Lobbyisten sinkt. Vielleicht sollten sie, anstatt um billige Auslandskräfte zu betteln, die als grün bemäntelten Energiespar-IT forcieren, um sich neue Fördertöpfe zu erschließen.

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ZDNet.de Redaktion

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