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Intel: Balanceakt zwischen Menschlichkeit und Profitstreben

ZDNet: Inwiefern glauben Sie, dass das Internet und – um präziser zu sein – drahtlose Breitbandtechnologien wie Wimax dazu beitragen können, die Armut auf der Welt zu verringern?

Barrett: Das Internet und Computer sind Werkzeuge. Und welche Auswirkungen sie haben, hängt davon ab, wie intelligent diese Werkzeuge benutzt werden. Wir sind überzeugt, dass ein intelligenter Einsatz von Technologie zu einer besseren Bildung führen kann. Und man wird kaum bestreiten wollen, dass die Verwendung von drahtlosen Breitbandverbindungen oder sonstiger Funktechnik sowie Geräten für die Ferndiagnose die Gesundheitsversorgung verbessern kann. Man wird nicht bestreiten, dass ein verbessertes Informationsangebot für Bauern in ländlichen Gebieten von Vorteil ist, weil es ihnen hilft, herauszufinden, wie sie ihre Produkte ohne Zwischenhändler selbst auf einem Markt verkaufen können, was ihre Gewinnmarge erhöht und die wirtschaftliche Entwicklung fördert. Ebenso gut wäre ein Kiosk in einem kleinen Dorf oder einer kleinen Gemeinde in einem abgelegenen Teil des Landes, der den Menschen hilft, sich aus der Ferne registrieren zu lassen oder für bestimmte offizielle Programme anzumelden, statt dafür extra in die nächst größere Stadt fahren zu müssen.

Die Vorteile für Bereiche wie Bildung, Gesundheitswesen, wirtschaftliche Entwicklung und E-Government liegen also klar auf der Hand. Aber es kommt darauf an, die Technologie auch intelligent und zielgerichtet einzusetzen, denn Technologie alleine löst noch keine Probleme. Ich kann Ihnen versichern, dass ein Bauer in Zentral-China kein Interesse daran hat, zu lesen, was an der Wall Street los ist. Der interessiert sich auch nicht für Neuigkeiten aus dem Silicon Valley, sondern für Themen, die mit seinem Alltag zu tun haben und seine akuten Probleme lösen. Daher spielen wichtige lokale Inhalte hierbei eine entscheidende Rolle.

ZDNet: Im Juli trat Intel der One-Laptop-Per-Child-Kampagne bei, die von Nicholas Negroponte ins Leben gerufen wurde. Bislang waren Sie ausgesprochen skeptisch gegenüber diesem Projekt. Warum der Sinneswandel?

Barrett: Das möchte ich noch einmal deutlich klarstellen: Vor etwa zwei Jahren habe ich es einmal als Spielerei bezeichnet und damit den Zorn von Negroponte und seinem Team auf mich gezogen, die in den letzten zwei Jahren Intel immer als den großen, bösen Buben angeprangert haben. Inzwischen haben sie ihr Produkt aber von Grund auf neu entwickelt.

Negroponte verfolgt eine andere Philosophie in Sachen Bildung als wir, aber wir meinen, dass diese Philosophie in einigen Umgebungen durchaus erfolgreich sein kann. Und es ist eine Möglichkeit, Menschen preiswerte Computer zur Verfügung zu stellen, die sonst diese Gelegenheit nicht bekommen würden. Daher unterstützen wir diese Initiative.

ZDNet: Intel unterstützt umfangreiche Wimax-Initiativen in Indien, China und Afrika und anderen Teilen der Welt. Als einer der führenden Technologieanbieter für Wimax könnte Intel finanziell natürlich erheblich profitieren, falls diese Regionen die Wimax-Technologie übernehmen. Halten Sie es für richtig, dass Unternehmen finanziell von ihren sogenannten „philanthropischen“ Aktivitäten profitieren?

Barrett: Nun, ich denke, dass es so etwas wie einen „Engelskreis“ gibt, also das Gegenteil von einem Teufelskreis. Wenn man Gutes tut, sorgt dies häufig für Geschäftsgelegenheiten und wirtschaftliches Wachstum. Und dieses Wachstum ermöglicht wiederum, Gutes zu tun. Und nebenbei bemerkt: Wir sind kein Service-Provider. Wir stellen keine Wimax-Services bereit. Das machen die Telekommunikationsunternehmen, Intel ist ein Technologieanbieter.

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ZDNet.de Redaktion

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