Freigelassener Blogger fühlt sich als Sieger

Er ist der am längsten inhaftierte Journalist der amerikanischen Geschichte und musste zum Schluss das Video herausgeben, wegen dem er 226 Tage im Gefängnis saß. Trotzdem sagt Josh Wolf, dass seine Freilassung ein Sieg für Journalisten sei. Nach der Freilassung aus einer Haftanstalt in Dublin, Kalifornien, hielt der Video-Blogger auf den Stufen des Rathauses von San Francisco eine Pressekonferenz ab. Der 24-jährige Wolf verlas vor einer kleinen Schar von Journalisten und Sympathisanten eine vorbereitete Stellungnahme. ZDNet bietet einen Video-Mitschnitt seiner ersten Ansprache.

Die Behörden hatten Wolf wegen Missachtung des Gerichts inhaftiert, weil er ein Video nicht herausgeben wollte, das er von einer Anarchisten-Protestveranstaltung in San Francisco am 8.Juli 2005 aufgenommen hatte. Nachdem er zugestimmt habe, das ungeschnittene Video in seinem Blog zu veröffentlichen, habe ihn die Justiz freigelassen, sagt Wolf. Dabei musste er nach eigener Auskunft nicht vor einem Gericht über die Inhalte des Videos aussagen. Diesen Umstand wertet Wolf als Erfolg.

Er habe außerdem zugestimmt, zwei Fragen der Anklagevertretung zu beantworten. Wolf betonte aber, dass das nur unter dem Vorbehalt geschehen sei, dass er die Fragen vorher sehen dürfe. Wolf gab an, dass das Verhör darum ging, ob er die Person kenne, die während der Demonstration einen Gegenstand auf ein Polizeiauto geworfen habe, und ob er wisse, wen Officer Pete Shields damals verfolgt habe. Der Polizist war während der Protestveranstaltung verletzt worden. Wolf sagte, er habe beide Fragen mit „Nein“ beantwortet. Der Beantwortung der Fragen habe er nur zugestimmt, „weil sie sowieso keine Rolle spielten“.

Nach Ansicht des Bloggers war die Beantwortung der Fragen der Anklagevertreter „eine Entscheidung, die ich getroffen habe. Ich glaube, dass sie eine gute Entscheidung war.“ Die Staatsanwaltschaft habe sich das Recht vorbehalten, Wolf noch einmal vorzuladen. Er meine aber, dass das nicht wahrscheinlich wäre. „Ich glaube nicht, dass die Regierung das tun wird. Hier stehen fast ein Dutzend Kameras… Ich glaube nicht, dass die Regierung wieder so ein Presse-Echo haben möchte.“

Nach Meinung des Bloggers ging es bei der Aktion des Staatsanwalts gegen ihn nicht nur darum, herauszufinden, wer ein Polizeiauto der Stadt San Francisco während der Demonstration in Brand gesetzt habe. Es sei eine „hässliche politische Kampagne“ gewesen. Als er davon sprach, wie sehr die Gefängnisinsassen von der Außenwelt abgeschnitten seien, wurde Wolf emotional. Mit stockender Stimme sagte er: „Wenn du eingesperrt bist, ist deine Stimme abgeschnitten.“ Nach dieser Erfahrung plane er, Prisonblogs.net aufzubauen. Er beschrieb dieses Projekt als eine „gute alte Peer-to-Peer-Filesharing-Idee“, bei der man anstelle von Videos und Musik Briefe aus dem Gefängnis austausche. Außerdem wolle er ein „Bündnis für die Erhaltung der freien Presse“ bei mediafreedoms.net gründen. Als er gefragt wurde, was er jetzt, da er frei sei, tun wolle, sagte er: Er freue sich darauf „wieder Journalismus auszuüben.“

ZDNet.de Redaktion

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