Im März 2001 beauftragte Sony IBM damit, einen Chip für die Playstation 3 zu entwickeln. Herausgekommen ist der Cell, dessen Rezeptur mittlerweile weitgehend quelloffen ist. ZDNet sprach mit IBM-Manager Michael Engler, zuständig für Cell Solution Development, sowie Utz Bacher, verantwortlich für Linux on Cell Development im deutschen IBM-Entwicklungszentrum, über die Zukunft des ehemals revolutionären Chips.
ZDNet: Vor rund zwei Jahren hat IBM damit begonnen, die Spezifikationen von Cell mehr oder weniger Open Source zu machen. Haben sich Cell und sein Aufbau mittlerweile herumgesprochen?
Engler: Das MIT hat im Januar eine Vorlesung zur Programmierung von Software auf Cell angeboten. Ich denke, man wird in den nächsten Wochen und Monaten hier in Europa Vergleichbares sehen können. In Erlangen gibt es bereits seit mittlerweile zwei Semestern Vorlesungen zur Programmierung auf Cell. Seit Linux auf der Playstation 3 verfügbar ist, bietet sich das Thema verstärkt an.
ZDNet: Wozu eignet sich Cell denn Ihrer Meinung nach am ehesten?
Engler: Es gibt eine ganze Anzahl von spezieller Workload, die ganz hervorragend auf diese neue Architektur passt: Zum Beispiel zeigen wir hier auf der CeBIT Strömungsdynamiken, Finite Elemente und interaktives Raytracing Die Realitätsnähe ist umwerfend. Vor fünf Jahren noch wäre ein interaktiver Raytracer unvorstellbar gewesen. Damals dauerte das Rendering eines einzelnen Bildes Stunden – heute geht das quasi in Echtzeit.
Das ist beispielsweise ideal für Fernsehsender wie CNN und ZDF, die mit Unmengen an Daten in Form von Filmmaterial umgehen müssen, das nachbearbeitet wird. Das Material muss ins Netzwerk eingespeist, geschnitten und schließlich gerendert werden. Bei Wetterberichten beispielsweise müssen die Temperaturangaben eingebunden werden. Das hört sich nach wenig Workload an – ist es aber nicht, und passt daher hervorragend auf den Cell.
ZDNet: Herr Bacher, Sie sind Experte für Open Source und Linux. Aber auf dem Cell kann doch im Prinzip jedes beliebige Betriebssystem laufen?
Bacher: Theoretisch ja.
ZDNet: Aber Sie versteifen sich auf Linux?
Bacher: Das bietet sich an.
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