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Warum SOA nervt

Kommentar – SOA ist ein Megahype. Das ganze Jahr schon reiht sich ein SOA-Kongress an den anderen, und immer noch scheint der Aufklärungsbedarf gewaltig. Deshalb wird jedes zweite Unternehmen auf der weltgrößten Computermesse CeBIT sich die drei Buchstaben auf sein Revers heften – und damit die allgemeine Verwirrung vermutlich vergrößern. Längst macht das Bonmot die Runde, wonach die Standardantwort auf die Frage was SOA sei, lautet: „Hast Du mal ’ne Stunde Zeit?“

Wenig hilfreich ist die Auflösung des Kürzels in „serviceorientierte Architektur“. Das klingt wie eine extrem hochgestochene Bezeichnung für ein Dienstleistungsgebäude à la Postamt oder Sparkasse. Aber stellen wir uns nicht dümmer als wir sind. Klar haben wir auf den vielen Terminen der vergangenen Jahren gelernt, dass es sich dabei um ein Konzept handelt, mit dem Software so modular und standardisiert entwickelt wird, dass die Funktionen als für jede Anwender verständliche Services etwa über ein Portal abrufbar sind. Der Clou: Diese Funktionen lassen sich je nach verändertem Geschäftsbedürfnis neu konfigurieren. Diese Beschreibung zu lesen, dauert zwar weniger als eine Stunde, teilt mit allen andern Definitionen aber den Makel, dass nur die sie verstehen, die schon vorher wenigstens ungefähr wussten, was SOA ist.

Zu dieser Zielgruppe gehören in erster Linie die Entwickler. Die Älteren unter ihnen können sich auch daran erinnern, dass diese Sau schon mehrfach durch ihr Dorf getrieben wurde – oder zumindest ein anderes Tier aus dem gleichen Stall. Ganz früher hieß das Stichwort Corba, später Componentware. Ende der internetseligen Neunzigerjahre schwärmte Sun von einem Markt an Software-Bausteinen, die man sich nach Belieben zu Business-Anwendungen zusammenstellen und (so das damalige Hype-Verb) „orchestrieren“ können sollte. Und um die Jahrtausendwende bot sich Microsoft als Nabe (und Bank) für solche aus dem Internet zu beziehenden Dienste an, die damals schon Web-Services hießen. Tatsächlich laufen beim Online-Shopping im Hintergrund längst eine Reihe von Prozessen unter Einbindung mehrerer Internet-Dienstleister (etwa für die Prüfung der Kreditkartennummer oder der Solvenz), die man mit dem Titel SOA schmücken könnte, wenn sie etwas flexibler wären.

Dank Internet und Web-Services sind eine Reihe von Schnittstellen definiert worden, die die Funktion von Programmen im Prinzip herstellerübergreifend garantieren sollen. Ob das tatsächlich funktioniert, können eigentlich nur Entwickler beurteilen. Doch gerade diese Fachleute geben sich begeistert. Somit zeichnet sich zum ersten Mal eine realistische Chance für das Konzept flexibler Softwarebausteine ab. Nun kommt es darauf an, dass die wichtigen Player von Microsoft über IBM zu SAP und Oracle bis hin zu den Open-Source-Entwicklern in den entsprechenden Gremien weiterhin konstruktiv an gemeinsamen Standards arbeiten.

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ZDNet.de Redaktion

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