Benzin bald unbezahlbar: Wohin steuert die Automobilindustrie?

Tom Groth ist seit 1998 im Bereich Marketing bei Sun Microsystems tätig, heute trägt er den Titel eines Chief Visioneer. Davor und gleichzeitig war er in Forschung und Wirtschaft in verschiedensten Positionen tätig. Neben IT und Gesellschaft interessiert er sich insbesondere für die Automobilbranche und ihre Entwicklungen. Dort war er auch verschiedentlich aktiv. ZDNet befragte ihn zu nichts weniger als der Zukunft des Automobils.

In der Fotogalerie sehen Sie eine Reihe von interessanten Konzepten, mit denen deutsche und internationale Hersteller Spritsparen helfen wollen:

ZDNet: Die Spritpreise klettern und befeuern damit die Diskussion um alternative Antriebe: Hybridantrieb, Erdgas, Synthetisches Benzin, Solarenergie, Wasserstoff… was wird der Treibstoff der Zukunft sein?

Groth: Tatsächlich gibt es nur eine ideale Lösung für die Probleme mit dem Antrieb von Autos: Man müsste in den Autos selbst eine heiße Fusion, also eine Kernreaktion hervorrufen und damit Batterien speisen. Alle anderen Konzepte enthalten immer das Problem, dass die Energie für den Antrieb irgendwo erzeugt, dann zu einer Sammelstelle verbracht und von dort von jedem einzelnen Fahrzeug aufgenommen werden muss. Das führt zu hohen Aufwänden nur für die Logistik und den Transport der Energie. Das schlägt sich in hohen Energiepreisen nieder.

ZDNet: Verstehe ich Sie richtig? Ein Atomkraftwerk im Auto?

Groth: Ja, das ist die einzige Chance, die Energie auch dort zu erzeugen, wo sie auch wirklich gebraucht wird. Das ist eine langfristige Prognose – wir sprechen von 100 Jahren oder so.

ZDNet: Auch bei einer Perspektive von 100 Jahren erscheint mir das sehr utopisch.

Groth: Ja, aber alle anderen Konzepte sind unter idealen Bedingungen nur Krücken. In jedem Fall gilt, dass die Energie da gewonnen werden muss, wo sie verbraucht wird. Sonst begibt man sich in Abhängigkeiten. Natürlich gibt es auch heute schon smarte Lösungen wie die Rückgewinnung von Energie durch Bremsen. BMW hat dazu beeindruckende Versuche gefahren mit Super-Caps als Energiespeicher, einem Aktivgetriebe und einem Platz sparend integrierten Elektromotor. Aber das ist nur ein erster guter Ansatz.

ZDNet: Finden Sie denn nicht, dass BMW, aber auch die anderen deutschen Hersteller, den Hybrid-Trend komplett verschlafen haben?

Groth: Absolut! Toyota war mit seinen Hybrid-Modellen nicht wirklich innovativ – das waren eher Laborversuche, die sie auf die Straße gebracht haben. Allerdings hat das Unternehmen jetzt trotz aller Defizite einen Erfahrungsvorsprung von fünf bis zehn Jahren.

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ZDNet.de Redaktion

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