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Siemens-Handysparte kommt vom Regen in die Traufe

Auch unter dem neuen Besitzer Benq ist der Siemens-Handysparte kein Erfolg beschieden. Nokia und Motorola sichern sich ein immer größeres Stück vom Weltmarkt. Nur noch auf 4,7 Prozent aller Handys, die weltweit verkauft werden, prangt das Siemens-Logo. Das zeigt die neueste Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Gartner für das zweite Quartal, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Vor einem Jahr hatten die Geräte noch einen Marktanteil von 6,9 Prozent.

Die Talfahrt geht damit auch unter dem neuen Herren im Hause, dem taiwanesischen Elektronikkonzern Benq, weiter. Im letzten Quartal unter Siemens-Ägide, den Monaten Januar bis März, hatte der Marktanteil immerhin noch bei 5,5 Prozent gelegen.

Es ist bereits die zweite Hiobsbotschaft für die Siemens-Beschäftigten. Erst vor einer Woche hatte ihr neuer Arbeitgeber katastrophale Zahlen vermeldet. Das Nettoergebnis war im zweiten Quartal um 84 Prozent auf umgerechnet 12 Millionen Euro eingebrochen. Grund waren auch in diesem Fall die schlechten Verkaufszahlen bei Handys.

Dabei war es gerade das verkündete Ziel des Zusammenschlusses der Handysparten von Siemens und Benq, einen starken Widersacher für Nokia und Motorola zu formen. Auch für die Zukunft stellte Benq keine Besserung in Aussicht. Das Geschäft mit Mobiltelefonen werde weiter flau sein.

Ein ausgereiftes Zukunftskonzept für die Siemens-Sparte hat Benq bis dato noch nicht vorgelegt. Dafür kündigte Benq-Chef KY Lee drastische Sparmaßnahmen an. Der Anteil der deutschen Werke an der Handy-Fertigung soll von 40 auf 20 Prozent halbiert werden. „Die Produktionskosten sind in Deutschland hoch, deshalb werden wir einen Teil nach Asien verlegen“, erklärte Lee. Künftig werden in China 60 Prozent der Handys produziert, in Deutschland und dem dritten Produktionsland Brasilien jeweils 20.

Über das Schicksal der 6000 Beschäftigten in der früheren Handysparte von Siemens, von denen die Hälfte in Deutschland arbeitet, will Benq erst im Juni 2006 entscheiden. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt für das Werk in Kamp-Linfort ein Standortsicherungsvertrag, den Siemens an Benq „mitverkaufte“.

Lachende Dritte der schlechten Entwicklung bei Siemens und Benq sind die Großen der Branche. Nokia und Motorola haben nach laut Marktforscher Gartner im zweiten Quartal ihre Anteile am Weltmarkt ausgebaut. Nokias Anteil kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal von 29,6 auf auf 31,9 Prozent. Motorola verbesserte sich von 15,7 auf 17,9 Prozent.

Da auch in den Schwellenländern immer mehr Handys abgesetzt werden, sich dort aber nur günstige Modelle verkaufen, werden den beiden Branchenführern mit ihren riesigen Werken gute Chancen auf weiteres Wachstum eingeräumt. Kleinere Hersteller wie Benq und damit auch die ehemalige Siemens-Sparte werden es künftig noch schwerer haben.

ZDNet.de Redaktion

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