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Outsourcing, On-Demand, IT-Services: Wo steht Deutschland?

ZDNet: Wie sehen sie die derzeitige Konkurrenzsituation bei den großen IT-Dienstleistern?

Zilch: IBM geht sehr strategisch vor, wie etwa mit der Übernahmen von Price-Waterhouse-Coopers. Hier wurde das Beratungsgeschäft aus-, die einfachen Tätigkeiten abgebaut. Das Bezahlen von Operator-, Support- und einfacher Programmierleistungen lässt sich in Deutschland kaum mehr rechtfertigen. Diese betroffenen Leute sind noch nicht in Rente, müssen aber aus Kostengründen abgebaut werden.

» Die Vision des On-Demand-Computing ist richtig «

ZDNet: Warum hört man so wenig von On-Demand-Computing?

Zilch: Bei On-Demand handelt es sich im Kern um ein Preismodell, das weitgehend standardisierbare IT-Leistungen bereitstellt. Im Bereich Rechnerleistung oder Speicher ist dieses Konzept schon relativ weit und eventuell redet deshalb niemand mehr drüber. Im Bereich der Applikationen und Prozesse muss man sicherlich noch einige Zeit warten, bis die entsprechenden Services und Preismodelle reif genug sind. Eigentlich soll On-Demand-Computing die IT vereinfachen, tatsächlich aber habe ich schon einen Vertrag zu Storage-on-Demand gesehen, der 500 Seiten dick ist. Die Vision ist aber definitiv richtig und IBM hat den langen Atem um hier durchzuhalten.

ZDNet: Was halten Sie von der Sun-Variante, Rechenleistung und Speicher zum Einheitspreis zu vermarkten?

Zilch: Wenn man als Hardware-Anbieter auf Dienstleistungen umsteigen will, ist das eine gute Idee. Allerdings rechnen sich solche Modelle nur, wenn man damit Spitzenbedarfe der Kunden abfangen kann. Es funktioniert, wenn man das Modell global aufsetzt, so dass sich die Last für Sun nivelliert. Das klappt bei Tagesspitzen, aber nicht bei Jahresabschlüssen, die weltweit fast überall am Jahresende anfallen. Dafür müsste Sun das ganze Jahr über Ressourcen vorhalten. Ich bin von On-Demand-Computing überzeugt, aber das ist ein völlig neuer Ansatz, bei dem nicht nur die Produkte, sondern auch die Services noch zwei, drei Jahre reifen müssen.

ZDNet: Was wird aus Siemens Business Services(SBS)?

Zilch: SBS hat noch mehr als die IBM das Problem mit langjährigen Mitarbeitern, die Aufgaben erledigen, die heute nicht mehr zum High-End gehören. Grundsätzlich ist SBS breit aufgestellt und betreut sehr viele mittelständische Kunden. Die Kundenstruktur gehört zu den Stärken des Unternehmens, die Profit-Abhängigkeit von Siemens-Konzern ist die Schwäche. So überlegt jede Siemens-Tochter, die selbstständig wird, ob sie bei der Stange bleibt.

In England hat SBS viel Erfolg. Das Investment in neue Märkte ist aber ein zweischneidiges Schwert, wenn die Bestandskunden den Eindruck haben, das Business Development mitzufinanzieren und damit einen relativ höheren Preis zu zahlen als SBS-Neukunden. Eine Alternative wäre, den Low-End-Bereich zu verkaufen und den High-End-Bereich auszubauen.

ZDNet: Konnte T-Systems die mit Debis übernommenen Kunden halten?

Zilch: Durchaus. Es gibt zwar immer wieder unzufriedene Kunden, die aber meist einsehen, dass die anderen auch nicht viel besser sind. T-Systems gehört zu den positiven Überraschungen – auch weil der Konzern die Debis-Übernahme gut verdaut hat. Debis war in eine unüberschaubare Zahl von selbständigen Tochterfirmen aufgegliedert, deren Fähigkeiten sich sicher oft überschnitten haben. T-Systems arbeitet erfolgreich in allen Branchen, meist bei Großunternehmen wie den Hauptkunden Deutsche Telekom, Post und Daimler-Chrysler. Über T-Systems Business Services (BS) erreicht das Unternehmen aber auch viele kleinere und mittelständische Anwender.

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ZDNet.de Redaktion

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