Internet-Musik kann klassische CD nicht ersetzen

Der Markt für Online-Musikdownloads wächst. Legale Plattformen treten an die Stelle illegaler Tauschbörsen wie Kazaa und Grokster. Doch der Internet-Vertrieb kann nach Ansicht von Marktforschern die klassische CD mittelfristig nicht ersetzen.

Vor einem Jahr wurde noch weniger als ein Prozent aller Musikstücke in Westeuropa online verkauft, schreiben die Marktforscher von Jupiter Research in einer aktuellen Studie, bis 2009 sollen es schon acht Prozent werden. Insgesamt würde die Branche dann 836 Millionen Euro im Internet umsetzen.

Im Monatsrhythmus kommen derzeit neue Anbieter auf den Markt. Neben den Branchenführern Musicload von T-Online und dem Itunes Musicstore von Apple können deutsche Internet-Nutzer auch bei Einzelhändlern wie Karstadt-Quelle und Media-Markt, der Microsoft-Tochter MSN und dem Online-Computerhändler Medion Musik herunterladen. „In ein paar Jahren wird sich der Bereich aber wieder konsolidieren“, sagt Jupiter-Analyst Mark Mulligan.

Laut der jüngsten Internet-Nutzerstudie W3B des Marktforschungsinstituts Fittkau & Maaß gibt es hier zu Lande schon jetzt einen eindeutigen Marktführer: 20 Prozent der Internet-Nutzer greifen auf Musicload von T-Online zurück, die Apple-Plattform Itunes kommt nur auf rund sieben Prozent.

Das aktuelle Wachstum ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Nutzer von illegalen auf legale Angeboten umsteigen: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der illegalen Downloads in Deutschland laut den Marktforschern der GfK zum ersten Mal wieder gesunken. Wenn der Wechsel zur Legalität abgeschlossen ist, werde sich die Entwicklung bei den Musikdownloads wieder verlangsamen, sagt Jupiter-Analyst Mulligan: „Die meisten Leute sind zu bequem, um sich Lieder umständlich herunterzuladen, bevor sie diese anhören können.“ Diese Musikliebhaber bleiben dem Radio oder der CD treu.

Vor allem Abo-Dienste wie Napster oder Yahoo Music, bei denen Nutzer für eine monatliche Gebühr unbegrenzt Lieder herunterladen können, blieben auf die Nische der Technikfreaks beschränkt. Napster bietet inzwischen auch einzelne Titel zum Kauf an und versucht, seine Kundenbasis mit Hilfe von Kooperationen zu verbreitern. In den kommenden zwölf Monaten will die ehemalige Musiktauschbörse zusammen mit dem Telekom-Dienstleister Ericsson einen mobilen Musikdienst anbieten.

Yahoo bettet das Musikdownload-Geschäft in seine gesamte Portalstrategie ein. Der Internet-Dienstleister hofft auf mehr Nutzer durch attraktive Inhalte und steigende Online-Werbeeinnahmen. Auch Musicload von T-Online und die Apple-Plattform Itunes haben einen ähnlichen Hintergrund. „In jeden Land, in dem Itunes eingeführt wird, steigen sofort die Verkaufszahlen des Abspielgeräts I-Pod“, berichtet ein Apple-Sprecher. Der Musikdownload-Dienst selbst sei nur knapp profitabel.

Bei T-Online sind Angebote wie Musicload oder Video on Demand „wichtige Bausteine für die geplanten Triple-Play-Produkte“: T-Online hatte im vergangenen Herbst angekündigt, ganze Pakete aus Internet-, Telefon- und Fernsehdiensten anbieten zu wollen. In Frankreich oder Italien ist dies bereits Standard.

ZDNet.de Redaktion

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