Tausch an der Spitze: DVB-T jetzt auch in Bayern startbereit

Seit rund zwei Jahren ist das digitale Fernsehen per Antenne nun schon in Berlin und Brandenburg zu empfangen. Bei den Anwohnern stößt es – nach gewissen Startschwierigkeiten – durchweg auf positive Resonanz, wie man in einschlägigen Internetforen nachlesen kann. Ein Anwohner aus Berlin Grunewald beschreibt seine Erfahrung im Forum der Webseite digitalfernsehen.de so: „Wunderbarer Empfang! 24 Kanäle, astrein!“ Sogar der Empfang auf den Straßen in und um Berlin wird gelobt: „Ich habe festgestellt, dass selbst bei 160 km/h noch stabiler Empfang bis 50 Kilometer von Berlin entfernt möglich ist.“

Doch es gibt auch skeptische Stimmen. So klagen andere Forumsteilnehmer nach wie vor über pixelige Bilder: „Bei Digitalfernsehen generell vom besseren Bild zu sprechen, halte ich für vermessen. Mich stören die Klötzchen fast noch mehr als leichtes Rauschen, wie man es bisher gewöhnt war.“ Offenbar ist der Empfang nach wie vor vom Standort abhängig.

In Deutschland teilen sich in den meisten Fällen vier Sender eine Bandbreite von rund 14 MBit/s, wobei jedoch ein Sender kurzfristig etwas von der Datenrate der anderen Anbieter abzwacken kann. Jeder einzelne Sender kommt folglich auf eine mittlere Bitrate von 3,5 MBit/s, was nicht in jedem Fall ausreichend ist, die Sichtbarkeit von Kompressionsartefakten zu vermeiden. Teilweise wird deshalb die Bildauflösung gegenüber der DVD von 720×576 auf 480×576 herabgesetzt und ein Weichzeichner vorgeschaltet. Das Bild hat dann weniger Klötzchen, wird aber dafür nochmals unschärfer. Zum Vergleich: Auf DVDs, die ebenfalls MPEG-2 als Kompressionsverfahren einsetzen, werden typischerweise Bandbreiten von über 6 MBit/s verwendet, DVB-S verwendet etwa 38 Mbit/s pro Transponder (6..10 Kanäle) und kommt so auf mittlere Übertragungsraten von 3,8 bis 6 MBit/s mit Bitraten-Spitzen von rund 7 bis 8 Mbit/s.

In der Kritik steht aber weniger die Qualität des Empfangs als vielmehr die neu für den Zuschauer anfallenden Kosten: Investitionen können etwa entstehen, wenn abseits gut versorgter Ballungszentren eine neue, größere Antenne nötig wird. Zusätzlich können Kosten für den Austausch eines älteren Verstärkers entstehen, da DVB-T teilweise höhere Frequenzen als die bisher üblichen verwendet. Diese Kosten für Außenantennenarbeiten und Umrüstung können an die für eine (digitale) Satellitenempfangsanlage (DVB-S) heranreichen, wobei bei DVB-S ein über hundertfach größeres Programmangebot zur Verfügung steht.

Da lediglich eine Minderheit der deutschen Bevölkerung den analogen terristrischen Empfang nutzt, stellt sich zudem die Frage, ob die Kosten für die Umstellung der Netze gerechtfertigt sind. Im Vergleich zum Empfang über Satellit ist DVB-T nämlich deutlich teurer. Daneben bezweifeln Kritiker teilweise lautstark, dass die staatliche Subventionierung des Sendernetzes, von der auch Privatsender profitieren, konform zu den entsprechenden EU-Vorschriften ist. Es sei kein Zufall, dass DVB-T gerade von den staatlichen Sendeanstalten der ARD und ZDF vorangetrieben werde.

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ZDNet.de Redaktion

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