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Kein Dienstleistungsmarkt für Linux

ZDNet: Im Internet findet man relativ viele Linux-Dienstleister.

Velten: Das sind oft IT-Systemhäuser oder Computerfachgeschäfte, die hier Nachfrage sehen – vor allem bei kleinen und mittleren Firmen auf lokaler Basis. Kleinunternehmen brauchen externe Dienstleistungen, weil sie keine eigene DV-Abteilung haben, Mittelständler vor allem, wenn sie neu auf Linux-Technik setzen. Aber diese Gruppe wird deshalb nicht das Systemhaus wechseln, zumal der langjährige Partner sich auch auf Linux eingestellt hat. Klassische Anforderungen wie File- und Print-Server, Release-Wechsel, neue Webserver, Intranet, Mailsysteme, Onlineshops und Groupware gehören hier auch unter Linux inzwischen zum Standard. Für den laufenden Betrieb reichen meist die Leistungen, auf die sie bei Distributoren wie Suse oder Red Hat automatisch Anspruch haben. Eigene Linux-Dienstleister kommen nur bei sehr speziellen Aufgaben zum Zug.

ZDNet: Und wenn es darüber hinaus geht?

Velten: Die Migration von Rechenzentren oder die Integration von Open Source in komplexe Architekturen ist natürlich die Aufgabe großer Häuser wie SBS oder IBM Global Services. In diese Richtung weist der Trend. Ging es in den vergangenen Jahren meist um die Ablösung von Unix durch Linux, müssen inzwischen heterogene IT-Landschaften konsolidiert und Anwendungen von SAP bis Oracle integriert werden.

ZDNet: Auch das sind keine Aufgaben für reine Linux-Spezialisten …

Velten: Nein, weil hier Kenntnisse über Unternehmensprozesse erforderlich sind und nicht nur Open Source Know-how. Das machen die Berater und die Dienstleister, die das Unternehmen sowieso schon kennen. Aber das ist normal. Es gibt ja auch keinen eigenen Unix- oder Windows-Dienstleistungsmarkt. Open Source-Projekte werden in den normalen Service-Markt einmünden.

ZDNet: Sie sehen also keinen echten Zukunftsmarkt für reine Linux-Dienstleistungen?

Velten: Nicht wirklich. Nachfrage gibt es vor allem bei Anwendern, die neu in diese Technik einsteigen. Aber in vielen Unternehmen hat sich ein reicher Erfahrungsschatz aufgebaut, der viele externe Dienstleistungen überflüssig macht. Die von uns befragten Firmen investieren bei Linux-Projekten rund 40 Prozent in Hardware, 35 in Software, nur vier Prozent in externe Services und 22 Prozent in eigenes Linux-Know-how. Das heißt: Die Anwender, insbesondere in den großen Unternehmen, setzen auf eigenes Können.

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ZDNet.de Redaktion

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