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Wo bleibt die Einfachheit von Web Services?

Die Befürworter von REST (Representational State Transfer) argumentieren, dass REST die gleiche Kommunikation zwischen Anwendungen ermögliche, wie es die Web Services versprechen. Einer der erfolgreichsten öffentlichen Web Services, in denen REST eingesetzt wird, wird durch Amazon.com angeboten, wodurch es Programmierern ermöglicht wird, die Services von Amazon in E-Commerce-Anwendungen zu nutzen. Nach Auskunft von Experten hat REST jedoch Grenzen.

Michael Champion, Spezialist für Forschung und Entwicklung bei der Software AG, meint, dass „Schwierigkeiten bei der Integration in Unternehmen“ den Einsatz anspruchsvollerer Protokolle und Methoden erforderlich machten. Er rief die Vertreter beider Ansätze – Web Services und REST – dazu auf, gute Argumente für ihre jeweilige Überzeugung vorzubringen.

Ron Schmelzer, Analyst beim Unternehmen Zapthink, das sich mit der Untersuchung von Web Services befasst, erklärte, dass REST in Einzelfällen zu besseren Ergebnisse führe. Die Methode versage aber in solchen Fällen, wo das endgültige Ziel eine umfassende, systemübergreifende Kommunikationsfähigkeit von Produkten verschiedener Hersteller sei.

„In einem isolierten System lässt sich jedes Produkt optimieren“, so Ron Schmelzer, „wenn es jedoch auf eine umfassende Kommunikationsfähigkeit ankommt, müssen sich Unternehmen, die mit Produkten unterschiedlicher Hersteller arbeiten, auf einen Mittelweg einigen.“

Schmelzer erklärt weiter, dass die fortgeschrittenen Web Service-Protokolle, die sich zur Zeit in der Entwicklung befinden, zur Lösung schwieriger Computerprobleme bestimmt seien, die komplexe Protokolle erforderlich machen. Die Methode REST ist nicht die richtige Lösung, wenn es zum Beispiel um Sicherheitsfragen, ein zuverlässiges Messaging oder eine standardmäßige Automatisierung von Geschäftsprozessen geht.

Andere Befürworter von Web Services argumentieren, dass sich die Entwickler durch die Wahl ihrer Entwicklungswerkzeuge vor einer übermäßigen Komplexität schützen könnten. Matt Powell, im Entwicklernetzwerk von Microsoft für Inhaltsstrategien verantwortlich, hält es nicht für notwendig, alle Spezifikationen zu verstehen. Werkzeuge würden immer so entwickelt, dass man das gewünschte Maß an Funktionalität auswählen könne.

Die Verfechter von Web Services weisen außerdem darauf hin, dass die Spezifikationen so aufgebaut sind, dass die neueste Funktionalität, wie zum Beispiel zuverlässiges Messaging und Sicherheit, auch bei Anwendungen mit einfacheren Web Services, wie etwa dem Transportprotokoll SOAP, gewährleistet ist. In einem kürzlich durch Microsoft veröffentlichten White Paper heißt es, dass Web Service-Protokolle so aufgebaut sind, dass sie „autonom“ seien, wodurch es Entwicklern ermöglicht werde, über den gewünschten Grad der Komplexität selbst zu entscheiden.

Randy Heffner, Analyst beim IT-Beratungsunternehmen Forrester Research, erklärte, dass eine Entwicklung nach Art von REST für relativ einfache Anwendungen geeignet sei. Letztlich sei es aber ratsam für Unternehmen, die den Nutzen eines flexiblen Systemaufbaus, das heißt einer serviceorientierten Architektur, ernten wollten, Web Services auf der Basis von SOAP zu übernehmen.

Heffner zog eine Parallele zu den Anfängen der Web Services, als SOAP im Vergleich mit CORBA, einem älteren Programmierungsstandard, der zum Teil wegen seiner Komplexität nie eine weite Marktverbreitung erreicht hat, als eine einfachere Methode galt. Da aber Web Services zunehmend aneinander angeglichen werden, müssen sich Unternehmen die fortgeschrittenen Protokolle, wie sie in den neuesten Produkten eingebettet sind, zunutze machen.

„Angesichts der einfacheren Technologie von REST ist es nicht erstaunlich, dass sie auch schneller ist“, so Heffner. „Das Streben nach Produktivität bei der Entwicklung führt bei SOAP zwar zu Mehraufwand, dieser macht sich in den meisten Fällen aber bezahlt.“

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ZDNet.de Redaktion

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