Weihnachtsgeschäft als Bewährungsprobe für UMTS

Die Mobilfunkbranche in Deutschland betrachtet das diesjährige Weihnachtsgeschäft als Testlauf für den Übertragungsstandard UMTS. Rund vier Jahre nach der Versteigerung der ursprünglich sechs Lizenzen müssen die vier verbliebenen Anbieter alles daransetzen, dass das Geschäft zum Laufen kommt. Es ist also kein Zufall, dass man zum Weihnachtsgeschäft optimistische und verkaufsfördernde Prognosen hört, wie gut die neue Multimedia-Mobilfunkwelt beim Anwender ankommen wird.

Die Branche benötigt dringend einen echten Erfolg, denn der Multimedia-Message-Service erwies sich erst jüngst als Flop, die nach wie vor recht hohen Preise für das mobile Telefonieren geraten unter Druck und der Monatsumsatz pro SIM-Karte droht weiter zu sinken. Derzeit beträgt er in Deutschland rund 24 Euro pro Benutzer im Monat. „Wir haben in den vergangenen Jahren den ARPU (Average Revenue per User) sinken sehen“, urteilt ein Analyst vom Marktforschungsinstitut Gartner. Das werde sich auch in Zukunft fortsetzen. Damit tritt Gartner Äußerungen von Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke entgegen, der sich von der UMTS-Einführung einen höheren ARPU verspricht.

Zwei Schlüsselfragen entscheiden nach Einschätzung von Experten über den Erfolg oder Misserfolg von UMTS. Die Frage nach dem Sinn und Zweck von hohen Übertragungsbandbreiten für kleine, mobile Endgeräte wie Handys und Smartphones konnte bisher von den Anbietern nicht beantwortet werden. Mobiler Fotoversand via MMS ist kein Geschäft und ob der Download von Musik auf das Handy ein Erfolg wird, ist sehr zweifelhaft. Selbst die „mobile Videotelefonie“ ist umstritten. Und für den Zugriff auf normale Internetseiten eignen sich solche Endgeräte nicht. Displaygrößen und Browserfähigkeiten reichen für multimediale Webseiten nicht aus. Bislang wartet die Branche also noch immer auf die Killerapplikation für Multimedia-Handys.

Sonst bleibt an mobilen Anwendungen der transparente Internetzugang mittels Notebook – also eher eine stationäre Anwendung. Hier steht UMTS aber in unmittelbarem Wettbewerb mit Public WLAN. Die zweite Schlüsselfrage ist: Wie schnell setzt sich mobile IP-Telefonie durch, also VoIP auf dem Handy. Zweifellos eignet sich UMTS für IP-Telefonie, aber Brancheninsider sehen mobile IP-Telefonie unmittelbar in Zusammenhang mit einer deutlichen Reduktion der Minutenpreise. So könnte zwar mobiles VoIP den ersehnten Verkehr für die UMTS-Netze bringen, würde dabei aber nicht nur die Geschäftspläne für UMTS kippen, sondern gleichzeitig das profitable GSM-Geschäft kannibalisieren.

Bringt UMTS nicht binnen kurzem profitable Dienste für den Massenmarkt hervor, könnte sich das „Window of Opportunity“ rasch schließen. Es gibt genügend Alternativen und Nachfolgetechnologien. Mit der Konzentration auf attraktive urbane Gebiete steht UMTS mit Public WLAN-Hotspots im Wettbewerb. Den Mangel der Reichweite werden die drahtlosen Ethernet-Zugänge ab 2005 mit dem neuen Standard WiMAX ablegen.

ZDNet.de Redaktion

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