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Startup: Ex-Microsoft-Manager setzen auf Open Source

Am Dienstag hat das Startup-Unternehmen Sourcelabs sich erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt, und seine Investoren enthüllt: In einer ersten Finanzierungsrunde hat Sourcelabs 3,5 Millionen Dollar von den Investment-Firmen Ignition Partners und Index Ventures erhalten.

Die Idee hinter Sourcelabs ist an das Geschäftsmodell des Hardware-Riesen Dell angelehnt. Unternehmen brauchen langfristig zuverlässige Partner, die Produkte lange pflegen und ihre Kunden bei Auswahl und Einsatz helfen. Das sieht auch Brad Silverberg so. Der ehemalige Microsoft-Vize, der massgeblich am Erfolg von Windows beteiligt war, arbeitet jetzt für den Investor Ignition Partners und steckt zum ersten Mal Geld in eine Open-Source-Firma. Silverbergs Analyse: „Der Trend der letzten Jahre, der auch noch anhalten wird, geht zu einer Wertschöpfung in der Software-Industrie aus Wartung, Testen, Support und Modularität. Die Kunden wollen sich über einen Konfiguration ihre benötigten Module zusammenstellen, ganz so, wie man sich bei Dell einen PC über ein Web-Interface zusammenstellen kann.“

Eine weitere Industrie-Grösse arbeitet direkt bei Sourcelabs und gehört zu den Gründern des Unternehmens. Byron Sebastian war bis vor kurzem bei BEA Systems tätig. Sebastian zufolge will Sourcelabs bestehende Open-Source-Pakete wie Server- und Enterprise-Anwendungen verkaufen und dabei weitere Dienstleistungen über eine Abonnement-Modell anbieten. Dabei zählt er auf weitere Ex-Kollegen von BEA wie Will Pugh (Chef-Architekt) und Cornelius Willis (Marketing-Chef). Weitere BEA-Prominenz tummelt sich im nahen Umfeld von Sourcelabs. So ist Technologie-Guru Adam Bosworth zwar nicht fest an Bord, sondern als Entwicklungs-Chef für Google tätig – er steht dem neuen Startup aber als Berater zur Verfügung.

Als nächstes will Sourcelabs laut Byron Sebastian ein Testprogramm für seine potentiellen Kunden etablieren, und sich Partnerschaften mit Open-Source-Projekten wie dem kommerziellen MySQL sichern. Das entspricht der Philosophie: Statt eigene Produkte zu entwickeln, und dann vor allem diese zu pflegen, will Sourcelabs Pakete aus mehreren Open-Source-Lösungen schnüren, und diese an die Kundenbedürfnisse anpassen. Geld wird dann erst später mit Wartung und Tests verdient. Darin unterscheidet sich Sourcelabs von Firmen wie MySQL, Zend Technologies und JBoss, die im wesentlichen nur ein Produkt betreuen. Dem Open-Source-Gedanken will Sourcelabs treu bleiben, indem Bugfixes der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.
Aus dieser Praxis resultiert auch die hohe Qualität von Open-Source-Anwendungen, die Brad Silverberg attestiert. Aber: „Die Integration der Komponenten ist nichts, worauf man sich verlassen kann. Heute muss man sich aus vielen Teilen ein eigenes System zusammenstellen.“ Genau diese Arbeit will Sourcelabs seinen Kunden abnehmen.

Auf viel kleinerer Basis ist dieses Verfahren schon lange ein Erfolg. Linux-Distributoren wie RedHat oder Suse konnten bestehen, weil sie den Kunden stets Pakete aus Modulen schnürten, die wirklich funktionierten, leicht zu installieren und ebenso einfach zu erweitern waren. Im Unternehmensumfeld mit der anspruchsvollen Integration von Servern, Clients und Middleware soll das nun Sourcelabs bieten.

ZDNet.de Redaktion

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