Auch wenn Marketing-Leute das gerne behaupten, ist dies beileibe nichts Neues: IBM Mainframes kann man schon seit Jahrzehnten als mehrfache virtuelle Rechner konfigurieren, aber die Fähigkeiten der PC-Architektur – sowohl bei Hardware als auch bei Software – waren durch die ursprüngliche Design-Entscheidung begrenzt, dass ein einzelner Computer nur eine Anwendung für nur einen Benutzer ausführen sollte. Im Verlauf der letzten 20 Jahre hat sich allerdings der Standard kontinuierlich weiterentwickelt, so dass diese Einschränkung zunehmend aufgeweicht wurde.

Inzwischen kommen einige der ausgereifteren Produkte für virtuelle Server wie ESX Server von VMWare oder Virtual Server von Microsoft (von Connectix übernommen) dem Ideal schon recht nahe, die physischen Ressourcen eines Servers so einrichten zu können, dass eine Reihe virtueller Server entstehen, die von ihrer Funktionalität her auf separaten Computern zu laufen scheinen. Sie können ihre eigenen IP-Adressen haben, Festplatten- und Speicherplatz ganz für sich beanspruchen, ihr eigenes Betriebssystem ausführen und völlig unabhängig agieren. Auf ein und derselben Hardware können Linux, Windows, Unix oder sonstige Betriebssysteme laufen, wobei jede Instanz als selbständiger Computer funktioniert.

Die primären Vorteile dieses Konzepts sind Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Effizienz – im Endeffekt spart man also Geld, ohne Abstriche bei der Funktionalität machen zu müssen. Da ein Server nicht mehr an ein bestimmtes Hardware-Gerät gebunden ist, kann man von ihm ein Backup erstellen oder ihn von einem Rechner auf den anderen verschieben, beinahe so wie man eine Datei von einer Festplatte auf die andere kopiert. Durch Aufrüsten von SMP-Rechnern um weitere Prozessoren oder Erhöhen der Speicher- und Festplattenkapazität erfolgt gleichzeitig ein Upgrade für alle virtuellen Server, die auf diesen Rechnern laufen. Außerdem können mehrere Server auf einem Rechner zusammengelegt werden.

Auch die Verwaltung ändert sich grundlegend: Die Kontrolle über eine Vielzahl von Servern kann an einem einzigen Punkt zusammengefasst werden, da man Änderungen an der für die Software sichtbaren virtuellen Hardware vornehmen kann, ohne tatsächlich physisch vor Ort sein zu müssen. Virtuelle Server können eingerichtet oder abgeschaltet werden, ohne dass überhaupt irgendwelche Änderungen an der Hardware erfolgen müssten. Man kann ohne jegliche Auswirkungen auf das Produktionssystem einen Server kopieren, Änderungen an ihm vornehmen und diese testen, um dann, wenn alles zufriedenstellend läuft, wieder umzuschalten. Dies ist seit langem eine bewährte und vernünftige Vorgehensweise bei der Server-Verwaltung, doch nun kann man sie anwenden, ohne erst zusätzliche Hardware anschaffen und konfigurieren zu müssen. ESX Server verspricht sogar, dass man Server nahtlos von einer Hardware-Plattform auf die andere umziehen könne, ohne den Server stoppen zu müssen. Dies ist im Hinblick auf Zuverlässigkeit, Notfall-Management oder sich ändernde Anforderungen an die Dienste von enormer Bedeutung.

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ZDNet.de Redaktion

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