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Red Hat überarbeitet sein Linux-Flaggschiff

Die Fokussierung auf Unternehmenskunden mag die finanzielle Situation von Red Hat verbessert haben, Kunden mit knappen Budgets dürften dem Unternehmen aber künftig abhanden kommen.

Als Red Hat sein Enterprise Linux vorgestellt hat, das sich langsamer entwickelt, damit sich Hard- und Softwareunternehmen entsprechend anpassen und ihre Produkte zertifizieren können, hat das Unternehmen auch seine Kontrolle über seine kostenlos erhältliche Version, die jetzt unter dem Namen Fedora angeboten wird, gelockert. Da sich Red Hat nicht um Verkauf, Support und Zertifizierung dieser Version kümmern muss, können schneller neue Features einfließen.

Der einzige Haken an der Sache ist, dass einige User, die eigentlich die kommerzielle Version nutzen sollten, eher der sich schneller entwickelnden kostenlosen Version zugeneigt sind.

„Fedora ist eine sich schnell entwickelnde, ständig ändernde Hobby-Distriution die möglicherweise voller Fehler ist“, kritisierte ein Abonnent eine Red Hat Mailing-Liste. „Die, die ihr Geschäft jetzt auf Basis von Red Hat Linux betreiben haben nun die Wahl entweder viel Geld für die Enterprise-Version auszugeben, was sich viele einfach nicht leisten können, oder mit einem anderen Linux-Anbieter zusammenzuarbeiten. Wir könnten auch die kostenlose Fedora-Lösung zu einer Alternative entwickeln.“

Ein weiterer Abonnent der Liste, der Trinity Universitäts-Server wartet, schrieb: „Wir bei Trinity betreiben ungefähr 100 Server, die im Bildungssektor genutzt werden. Fedora würde unseren Anforderungen nicht standhalten. Die Universität hat nicht genügend Personal, um ein sich so schnell entwickelndes Produkt einzusetzen. Sie hat auch nicht das Geld, um sich das Enterprise Linux leisten zu können.“

„Zwar wird Red Hat Fedora nicht zertifizieren oder irgendeine Binär-Kompatibilität garantieren. Trotzdem ist die Software gut einsetzbar“, so Stevens. Binär-Kompatibilität bedeutet in diesem Fall, dass eine Anwendung auch auf künftigen Versionen eines Betriebssystems läuft. „Im Moment arbeiten mehr Entwickler an Fedora wie an der letzten kostenlosen Version von Red Hat Linux.“ Zwar gibt es einige kritische Stimmen. Andere jedoch sind zufrieden, dass sich Fedora schneller weiterentwickelt und von vielen Support-Anforderungen frei ist.

Einige User könnten vielleicht auch mit der kommenden Red Hat Professional Workstation-Version umgestimmt werden, die im Handel erhältlich sein soll. Das Produkt basiert auf der Workstation-Version von Enterprise Linux 3.0.

Red Hat mag vielleicht einige verprellt haben. Für andere hat das Unternehmen aber auf jeden Fall auch neue Möglichkeiten eröffnet. So zum Beispiel für Dax Kelson von den Guru Labs, der Red Hat Linux seit Version 2, die Mitte der 90er auf den Markt kam, nutzt. Sein Unternehmen schult Anwender im Umgang mit Linux. Dieser Geschäftszweig habe sich gut entwickelt – zu seinen Kunden gehören Unternehmen wie America Online. „Das Linux-Geschäft hat sich wie verrückt entwickelt. Innerhalb des letzten Jahres mussten wir unsere Mitarbeiterzahl auf zwölf verdreifachen.

Kelson glaubt auch, dass sich der Linux-Boom weiter fortsetzen wird. „Linux hat die Unix-Anbieter herausgefordert. Sie befinden sich auf dem Rückzug.“

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ZDNet.de Redaktion

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