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Trotz Probleme: Anwender wollen RFID in der Lieferkette

Dass neben den aktuellen Informationen auch historische Daten anfallen deutet auf einen riesigen zusätzlichen Berg an Daten. Doch ob dieser überhaupt entsteht, scheint strittig. Der IDC-Analyst Weir jedenfalls sieht einen exponentiellen Anstieg voraus und damit ein zusätzliches Problem: „Bis jetzt ist noch völlig ungeklärt, wie sich dieser Datenwust bewältigen lässt.“ Auch entsprechende Backend-Logik scheint es bisher bestenfalls rudimentär zu geben.

Doch laut SAP-Chef Kagermann hapert die Einführung der RFID-Technik, „die richtig gut ist“, nicht an der Software, sondern an der Hardware.

IBM-Mann Brauckmann-Berger umschreibt die Schwierigkeiten wie folgt: „Die Zuverlässigkeit und die Genauigkeit des Datenaustausches ist eine Herausforderung.“. Zu den Herausforderungen gehört Ware aus Metall und mit hohem Flüssigkeitsanteil.

Grundsätzlich eignet sich für Metalle eher der Hochfrequenzbereich, also der Einsatz von UHF-Transpondern. „Doch so einfach lässt sich die Physik nicht außer Kraft setzen“, sagt der IBMer. Offenbar geringer stuft er den Schwierigkeitsgrad im Umgang mit hohen Flüssigkeitskonzentrationen ein. Hier taugen eher die niederfrequenten Transponder. Hinzu kommen die natürlichen Grenzen der Übertragung von Radiofrequenzen. Luftfeuchtigkeit kann den Schreib-Lese-Vorgang beeinflussen aber auch zum Beispiel eine Anreicherung der Luft mit Metallstaub.

Auch Entfernungen gehören zu den generellen Problemen. So soll etwa messbar sein, wie viel Stück ein LKW, der das Werksgelände verlässt, tatsächlich geladen hat. Im Tor könnte ein Reader eingebaut sein. Laut Brauckmann-Berger gibt es „interessante Tests“, in denen das Gate per Walzen auf den Lastwagen zufährt. So schließt der IBM-Spezialist zuversichtlich: „Schon oft hat sich erwiesen, dass die Erfassung ganzer Gebinde 100-prozentig zuverlässig ist.“

Sollten sich sämtliche technischen Hindernisse tatsächlich ausräumen lassen, bleiben eventuelle Vorbehalte der Nutzer. Negative Erfahrungen hat offenbar der Kleiderfabrikant Benetton gemacht. Der italienische Hersteller hatte beabsichtigt, zunächst die 15 Millionen Kleidungsstücke der Marke Sisley mit Smart Tags auszustatten. Auf den ein Quadratmillimeter großen Chips sollten Informationen wie Konfektionsgröße, Farbe und Herstellerdatum gespeichert sein. Die Ankündigung sorgte für mehr Furore als Benetton leib war. Die Kundschaft äußerte Vorbehalte, fühlte sich schon im Vorfeld kontrolliert und ausspioniert. Nun liegt das Projekt auf Eis – zumindest für ein Jahr.

Während Aberdeen-Analyst Pete Abell die Argumentation für plausibel und deshalb für ernstzunehmend hält, kann IBM-Spezialist Brauckmann-Berger solcherlei Vorbehalte kaum nachvollziehen. Immerhin, so seine Sichtweise, lassen sich alle RFID-Informationen zum Beispiel bei der Übergabe zum Kunden auf einen Schlag löschen.

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ZDNet.de Redaktion

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