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Staat greift Bull unter die Arme

Fünf Jahre nach der Privatisierung will der französische Staat den stark angeschlagenen Computer-Konzern Bull mit weiteren Sonderkrediten am Leben erhalten. Mit der neuerlichen Finanzzusage von 350 Millionen Euro erhöhe sich das seit 40 Jahren kumulierte staatliche Engagement bei Bull auf mehr als 15 Milliarden Euro, kalkulierte das Wirtschaftsblatt „La Tribune“ (Freitagsausgabe).

Der Konzern erklärte, mit der Finanzspritze könne in der zweiten Jahreshälfte ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erzielt werden. Bull will bis Juni 1500 Arbeitsplätze abbauen. Der Sanierungsplan wurde von dem neuen Unternehmenschef Pierre Bonelli vorgelegt, der seit Dezember im Amt ist. Der Kurs der Bull-Aktie zog am Freitag kräftig an. Zum zweiten Mal in drei Monaten erklärte sich der französische Staat bereit, dem Computer-Konzern finanziell unter die Arme zu greifen.

Die 350 Millionen Euro sollen als Kredit – und nicht als Subvention – gewährt werden, bedürfen aber dennoch der Genehmigung durch die Brüsseler Wettbewerbshüter. „Wir müssen es schaffen, ein ganz normales Unternehmen zu werden“, sagte Bonelli. „Noch sind wir das nicht.“ Mit der Staatshilfe müsse sorgsam umgegangen werden, da sie „allen Franzosen“ gehöre.

Der französische Staat ist nach der weit gehenden Privatisierung von Bull 1997 noch mit 16,3 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Er hatte bereits Ende vergangenen Jahres 100 Millionen Euro zugeschossen. „Es ist nicht sicher, dass wir diese Finanzhilfe zulassen“, sagte ein Sprecher des EU-Wettbewerbskommissars Mario Monti. Der Handel der Bull-Aktie war am Donnerstag ausgesetzt werden. Am Freitag stieg die Aktie stark an und wurde am Mittag 16,5 Prozent über der vorherigen Notierung bei 1,20 Euro gehandelt.

Im vergangenen Jahr fuhr das auf Internet und E-Business spezialisierte Unternehmen nach eigenen Angaben einen Verlust von 253 Millionen Euro ein. Auch der Umsatz war zuletzt um 8,7 Prozent rückläufig. Zu den Groß-Aktionären von Bull zählen France Télécom, der US-Handy- und Chip-Hersteller Motorola und der japanische High-Tech-Konzern NEC.

ZDNet.de Redaktion

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