Die US-Justizministerin Janet Reno hat gestern eine Umbenennung des FBI-Überwachungssystems für E-Mails, Carnivore („Raubtier“), angekündigt. Zudem berichtete sie von Fortschritten in der Untersuchung von Carnivore. Ein Team ihrer Behörde prüfe gerade verschiedene Universitäten, die das System sichten sollen. Dies war von Kongressmitgliedern und Bürgerrechtsgruppen gefordert worden.
Etliche Universitäten, die das Justizministerium um eine Bewerbung gebeten hatte, lehnten jedoch unter Hinweis auf unzumutbare Vorgaben ab. Beispielsweise darf die untersuchende Organisation keine unabhängigen Kommentare abgeben. Darüber hinaus dürfen die Prüfer keine Programmteile unter die Lupe nehmen, die nicht vom Justizministerium freigegeben wurden. Laut MSNBC hat diese Vorgabe Janet Reno den Vorwurf eingebracht, ihre Behörde strebe eine pauschale Generalamnestie für Carnivore an.
Das FBI kann mit der Carnivore-Software auf richterliche Anordnung hin bei einem ISP die Mails eines seiner Kunden mitlesen. Die Entwicklung und Erprobung von Carnivore fand unter höchster Geheimhaltung statt, was bei Bekanntwerden des Projekts zu scharfer Kritik von Bürgerrechtsgruppen führte. Da Daten zu Carnivore unter dem „Freedom of Information“-Act veröffentlicht werden sollen, sucht das US-Justizministerium gerade eine Uni, die Carnivore auf seine Rechtmäßigkeit durchleuchten sowie die Veröffentlichung leiten soll.
Carnivore entsteht unabhängig vom geheimen Spionageprojekt Echelon, demonstriert dennoch eindrücklich, wie wenig der Schutz der Privatsphäre in der digitalen Welt zählt. ZDNet hat zu der Entstehungsgeschichte, der Wirkungsweise sowie den Zielen und Hintermännern von Echelon einen internationalen News Report zusammengestellt.
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