Ein Sturm der Entrüstung zieht über den Online-Buchhändler Amazon hinweg: Freunde und Feinde klagen öffentlich über die als unverschämt empfundene Vergabe des Patentes auf das sogenannte „Affiliate Program“.
So kritisiert der ehemalige Verbündete Timothy O’Reilly, Chef des Computerverlages O’Reilly & Associates, dass sich Amazon eine „alltägliche Geschäftsidee“ und damit den Freischein zum Abkassieren angeeignet habe.
„Wenn das Web erst mal durch konkurrierende Patente eingezäunt worden ist, wird sich diese grandiose Spielwiese in eine Wüste verwandeln. Der Frühling voller Innovationen wird einer Zeit der Dürre weichen“, merkte O’Reilly etwas pathetisch an. Aber er kann auch anders: „Ums kurz zu machen: Ihr pisst in die Bowle!“ O’Reilly verband seine Worte mit einer Unterschriftenaktion, an der binnen 24 Stunden annähernd 3000 Leute teilnahmen.
Das „Affiliates Program“ sieht vor, dass kooperierende Unternehmen eine Provision für jeden an Amazon weitergeleiteten Kunden erhalten. Das Problem: Auch die Amazon-Konkurrenten setzen diese Geschäftspraktik bereits seit Monaten und sogar Jahren ein. Amazon könnte das Patent nun dazu nutzen, die Wettbewerber kräftig abzukassieren – setzen sie doch eine eingetragene und damit geschützte Technik ein. Unternehmenssprecher Bill Curry wollte dies jedenfalls auf Nachfrage nicht ausschließen.
Beantragt hatte Amazon den Urheberrechtsschutz am 27. Juni 1997, den Zuschlag erhalten hat es Ende vergangener Woche. Bereits Ende September 1999 konnte sich der Buchhändler das Patent auf die „One Click“-Einkaufstechnik sichern. Mit einem Mausklick ist damit der gesamte Bestellvorgang erledigt. Auch der Konkurrent Barnesandnoble.com nutzte diese Technik – und hat nun eine Klage wegen Patentrechtsverletzung am Hals.
Der Gründer der Free Software Foundation und des GNU-Projekts sowie Grundsteinleger für Linux, Richard Stallman (www.gnu.org/…), hat deswegen bereits im Dezember vergangenen Jahres zum Boykott des Online-Buchhändlers aufgerufen (ZDNet berichtete).
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Amazon.de, Tel.: 01805/354990
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