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Lotus Notes gegen Microsoft Exchange

Lotus Domino 6 Enterprise Server von IBM und Lotus Notes 6 stellen zusammen ein beeindruckendes Collaboration-Produkt dar, das mit zahlreichen Features aufwartet und nun sehr viel einfacher zu verwalten und als Client einzusetzen ist.

Für den Test wurde die Serverkomponente von Lotus Domino von einem IBM-Fachmann unter Windows 2000 Server SP3 installiert. Die Installation von Lotus Domino Server fand auf einem Xenon-Rechner mit einem Intel-Pentium-4-Prozessor (3,0 GHz und 1 GB RAM) statt. Für die Installation von QuickPlace und Sametime standen zudem zwei Server von ZDNet zur Verfügung. Dabei wurde QuickPlace auf einem Acer-Xeon-basierten Server mit 1 GB RAM und Sametime auf einem Acer Dual Pentium III mit 1 GB RAM installiert.

Die Entscheidung, drei Server zu verwenden, hatte rein Architektur-bedingte Gründe, die Performance war hierbei nicht ausschlaggebend. QuickPlace und Sametime können derzeit nur auf speziellen Versionen von Lotus Domino V5 ausgeführt werden und würden auf dem Lotus Domino 6-Server nicht funktionieren. (IBM teilte mit, dass diese Produkte in einigen Monaten auch unter Lotus Domino 6 laufen werden.) Man sollte QuickPlace und Sametime außerdem nicht auf demselben Rechner ausführen. Es ist zwar möglich, sie zusammen zu installieren, jedoch kein übliches Verfahren, und das Verwaltungshandbuch empfiehlt die Installation auf unterschiedlichen Servern. Die Produkte sind so ausgelegt, da sie in der Praxis zur Maximierung von Skalierbarkeit und Belastbarkeit stets separat ausgeführt werden. Alle Server erhielten einen D-Link Fast Ethernet Switch, an den zwei Client-Rechner angeschlossen wurden. Die Installation verlief problemlos, wobei in etwas mehr als einer Stunde alles unter Verwendung der neusten Service-Packs funktionsbereit war.

Ein interessantes Feature von Lotus Domino ist das Administrator-Tool, mit dem Benutzer, Arbeitsgruppen und Server angelegt und verwaltet werden können. Es lassen sich Standardeinstellungen und Konfigurationen festlegen und pflegen und Richtlinien erstellen, was redundante Verwaltungsaufgaben automatisiert. So kann man beispielsweise Regelsätze zur Definition der Archivierung von Dokumenten aufstellen und modifizieren. Außerdem können Richtlinien erstellt werden, die dynamische Updates der Desktop-Einstellungen und Konfigurationen der Anwender durchführen. Das Tool kann die Anzahl der Lotus Notes-Anwender sowie die der vorhandenen Client-Lizenzen verfolgen. Insgesamt wirkte das Administrator-Tool jedoch ein wenig unübersichtlich. In horizontaler Richtung häufen sich die Registerkarten, und vertikal wird der Anwender durch eine Vielzahl von Icons irritiert.

Die Anmeldung ist mittlerweile äußerst ausgereift. Theoretisch muss man sich nur einmal anmelden und kann dann auf unterschiedliche Ressourcen zugreifen. Das heißt, man könnte sich unter Windows anmelden und dann auf Notes oder iNotes zugreifen. Wird das Passwort unter Windows geändert, kann Domino alle anderen Passwörter anpassen.

Lotus Notes 6 Client ist für nahezu alle Windows-Versionen erhältlich, jedoch nicht für Windows Server 2003. Auch der Lotus Notes R5-Client und der Lotus Domino R5-Server sind mit Windows Server 2003 inkompatibel. Laut IBM werden erst die Domino-Versionen 6.0.3 und 6.5 Windows 2003 unterstützen.

Wie die Notes R5-Version bietet auch Notes 6 eine Begrüßungsseite, von der aus der Anwender einen schnellen und personalisierbaren Zugriff auf Ressourcen wie E-Mail, Kalender, Kontakte, Aufgaben oder Journal erhält. Bei Lotus Notes 6 wurde die Begrüßungsseite leicht überarbeitet, wobei ein paar neue Features hinzu gekommen sind. So zum Beispiel Quick Notes, mit dem E-Mail- und Journaleinträge ohne Öffnen der entsprechenden Anwendung rasch erstellt werden können.

Das Mail-Programm wurde durch einige neuen Funktionen verbessert. Beispielsweise lassen sich Dateien mit Drag-and-Drop zum und vom Desktop verschieben. Ebenfalls eine Verbesserung ist die Ansichtsoption „Auto Inbox Refresh“. Hiermit überprüft Notes den Posteingang auf neue Mails und aktualisiert automatisch seine Anzeige.

Mit Calendar & Scheduling kann der User die Farben des Kalenders individuell gestalten, und bei den unterschiedlichen Ansichten (Tages-, Wochen-, Monatsansicht) stehen zahlreiche Vorlagen zur Auswahl. Der Zugriff auf den Kalender lässt sich beispielsweise auch für einen persönlichen Assistenten freigeben, damit dieser Eintragungen vornehmen kann.

Das neue Feature zur Netzwerkkomprimierung reduziert die zwischen den Lotus Notes-Clients und Lotus Domino-Servern ausgetauschte Datenmenge. Das reduziert optional den Datenverkehr im Netzwerk bzw. über eine langsame WAN- oder Einwahlverbindung. Hierbei werden im Grunde genommen die Daten an der Quelle komprimiert und zum Empfänger übertragen, wo sie wieder entpackt werden.

Die in Lotus Domino integrierte Streaming-Funktion beschleunigt die Replikation. So werden kleine Dokumente zuerst repliziert, damit der Anwender bereits damit arbeiten kann, während die Replikation umfangreicherer Dokumente noch läuft. Der Anwender kann auch verschiedene Arbeitsumgebungen festlegen (z.B. Zuhause, Büro) und die Replikationseinstellungen für diese definieren.

Mit Lotus Domino können E-Mails unter dem für Web-basierte Anwender konzipierten iNotes online gelesen werden. Da alle Benutzereinstellungen auf dem Server gespeichert werden, können User online auf die gesamten E-Mails und alle Funktionen des regulären Notes zugreifen.

Lotus Domino enthält darüber hinaus Funktionen zum Sperren und Freigeben von Dateien. So können Anwender durch Sperren eines Dokuments verhindern, dass dieses von anderen Zugriffsberechtigten abgeändert wird. Durch die Verwendung von Multitasking wurde die allgemeine Performance von Lotus Domino verbessert, da der Anwender andere Aufgaben erledigen kann, während Domino das Postfach auf Eingänge überprüft, Daten repliziert oder Hintergrundanwendungen ausführt.

QuickPlace

Mit QuickPlace lassen sich Team-Arbeitsbereiche erstellen, in denen auch Anwender außerhalb des Teams Informationen austauschen können. QuickPlace muss durch den Administrator auf einem Server installiert werden. Die Anwender können dann eigene Arbeitsbereiche (Workspaces) erstellen.

Die Anwender können in einem Diskussionsbereich Postings hinterlassen, die für alle anderen Teilnehmer desselben Arbeitsbereichs zugänglich sind. Die Anwender können die Postings auch beantworten oder bearbeiten.

Im Kalender kann man beispielsweise angesetzte Meetings eintragen. In einem Arbeitsbereich können bestimmte Aufgaben veröffentlicht werden, die durch andere Mitglieder des Arbeitsbereichs erledigt werden sollen. Außerdem ist eine Liste aller Mitglieder eines Arbeitsbereichs abrufbar. Mit einer Suchfunktion kann der Anwender alle Arbeitsbereiche, in denen er Mitglied ist, nach Informationen abfragen.

Die Arbeitsbereiche sind benutzerdefinierbar. Mit QuickPlace lässt sich das Layout der Bereiche individuell gestalten. Dafür stehen zahlreiche Vorlagen zur Verfügung, es können Hintergrundfarbe, Texturen und Schriften ausgewählt werden und es lassen sich individuelle Vorlagen erstellen. Es können einzelne Punkte ausgeblendet und eigene Formulare für den Arbeitsbereich erstellt werden, wobei sich innerhalb des Arbeitsbereichs zusätzliche Räume für bestimmte Mitglieder anlegen lassen.

Mit einem weiteren Feature von QuickPlace können Team-Mitglieder benötigte Informationen auch im Offline-Modus nutzen, nachdem sie das Netzwerk verlassen haben.

Sametime

Im Test blieb kaum Zeit, Sametime unter die Lupe zu nehmen. Im Wesentlichen ermöglicht Sametime Instant Messaging und Web-Konferenzen. Es besteht aus drei Komponenten: dem Sametime-Server, dem Sametime-Client und den Toolkits für Entwickler. Der Server bildet die Plattform zur Verwaltung des Datenflusses zwischen allen Clients. Die Client-Software dient dem Instant Messaging an andere Clients, und das Developer Toolkit ermöglicht die Einbettung einer Echtzeit-Collaboration in Web- und Windows-basierte Anwendungen.

Weitere Funktionen sind über drei zusätzliche Komponenten erhältlich. Mit Sametime Everyplace können Instant Messages an die Mobiltelefone und drahtlosen PDAs anderer Sametime-Anwender versandt werden. In der Mai-Ausgabe von Technology & Business wurde ein ausführlicher Bericht über E-Mail an mobile Anwendungen und Everyplace veröffentlicht. Mit Sametime IM Gateway lässt sich eine Verbindung zu anderen Instant-Messaging-Systemen herstellen, während Enterprise Meeting Server zum Hosting und zur unternehmensweiten Verwaltung von Web-Konferenz-Umgebungen dient.


Gesamtwertung 8,3 (von 10 Punkten)
Interoperabilität 8
Zukunftssicherheit 8
Kapitalrendite (ROI) 8
Service 7


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ZDNet.de Redaktion

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