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Forscher verbreiten „Impfstoff“ gegen Emotet-Malware

James Quinn, Malware-Analyst bei Binary Defense, hat Anfang des Jahres einen Fehler in der Emotet-Malware entdeckt. Er steckt in dem Teil des Codes, der es der Schadsoftware erlaubt, sich dauerhaft auf einem PC einzurichten – also auch einen Neustart zu überstehen.

Zu diesem Zweck richtete Emotet seit einem Update im Februar einen Eintrag in der Windows Registry ein, der wiederum einen XOR-Wert enthielt. Quinn zufolge nutzten die Programmierer von Emotet diesen Wert auch für andere Funktionen, unter anderem für eine Routine vor der eigentlichen Infektion eines Systems.

Bei weiteren Untersuchungen gelang es dem Forscher schließlich, ein PowerShell-Skript zu entwickeln, um einen Absturz von Emotet auszulösen. Das EmoCrash genannte Skript legt einen eigenen Schlüssel in der Registry an, der bei dem Versuch, das System mit Emotet zu infizieren, einen Pufferüberlauf im Emotet-Code auslöst. Das wiederum soll zu einem Absturz der Schadsoftware führen und somit effektiv vor einer Emotet-Infektion schützen.

Der „Impfstoff“ funktioniert dem Forscher zufolge allerdings auch auf Systemen, die bereits mit Emotet infiziert sind. Dort ersetzt das Skript einen von Emotet angelegten Registry-Schlüssel durch den EmoCrash-Schlüssel, was ebenfalls den Absturz der Malware zur Folge hat. Dadurch wird die Infektion an sich zwar nicht rückgängig gemacht, es soll aber zumindest die Kommunikation mit dem Befehlsserver der Emotet-Betreiber verhindert werden.

Des Weiteren erlaubt das Skript, Systeme mit inaktiven Emotet-Infektion in einem Netzwerk aufzuspüren. In der Ereignisanzeige von Windows werden die Abstürze laut Binary Defense mit den Event-IDs 1001 und 1001 dokumentiert, was es Administratoren erlaube, gezielt nach diesen Ereignissen zu suchen und betroffene Systeme zu identifizieren.

Das Skript verbreitete das Sicherheits-Start-up jedoch nicht selbst, sondern um eine verdeckte Verteilung zu garantieren, mit Hilfe des auf die Bekämpfung von Botnets spezialisierten Sicherheitsanbieters Team CYMRU. Über nationale und regionale CERT-Teams gelangte das Skript schließlich in die Hände von Unternehmen, um deren Systeme zu impfen und/oder zu bereinigen, ohne dass das Skript an die Hacker durchsickerte.

Da das Skript keine Telemetrie-Modul besaß, ist nicht bekannt, wie viele Unternehmen es eingesetzt haben. Binary Defense berichtete im Gespräch mit ZDNet jedoch von zahlreichen Rückmeldungen von Unternehmen, wonach das Werkzeug Infektionen verhindert oder laufende Vorfälle aufgedeckt haben soll.

Inzwischen ist das EmoCrash-Skript jedoch wirkungslos. Anfang August änderten die Emotet-Entwickler das Modul für die dauerhafte Einnistung vollständig.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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