Library of Congress archiviert nicht mehr alle Tweets

Die amerikanische Library of Congress gibt das Unterfangen auf, alle öffentlichen Tweets zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten. Sie hatte 2010 von Twitter kostenlos das Archiv aller seit März 2006 auf seiner Plattform veröffentlichten Kurznachrichten erhalten und die komplette Sammlung seither weitergeführt. Schon damals pflegte die Bibliothek ein Archiv mit über 167 Terabyte an Informationen – und täglich kamen 55 Millionen Tweets hinzu.

Ab 1. Januar 2018 ist Schluss mit dem vollständigen Archivieren, kündigte die Kongressbibliothek jetzt in einem Blogeintrag an. Seit der Einrichtung des Twitter-Archivs habe sich die Social-Media-Landschaft erheblich verändert durch neue Plattformen und eine explosiv wachsende Nutzung. Häufig wechselten die Nutzungsbedingungen und die Funktionalität und zudem habe sich eine Debatte um die zu schützende Privatsphäre entwickelt.

Ein Whitepaper (PDF) führt die Gründe für die historische Umstellung näher aus. Tweets will die Bibliothek auch weiter sammeln, das aber auf einer „sehr selektiven Basis“. Die Auswahl soll künftig thematisch – etwa zu Themen von nationaler Bedeutung – und aufgrund von Ereignissen wie etwa Wahlen erfolgen. Das selektive Archivieren entspreche im Übrigen auch dem Vorgehen der Bibliothekare in anderen Bereichen – so würden etwa auch die Abonnements von Zeitungen laufend auf den Prüfstand gestellt.

Zur Entscheidung habe auch das seit Beginn der Vereinbarung mit Twitter dramatisch angewachsene Tweet-Volumen beigetragen. Außerdem erhalte die Bibliothek nur Texte, aber keine Bilder, Videos oder verknüpfte Inhalte. Die heute oft viel visuelleren Tweets begrenzten den Wert einer reinen Textsammlung. Und dann habe Twitter auch noch das zulässige Textlimit von 140 auf 280 Zeichen verdoppelt.

Whitepaper

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Sinnlos war das ganze Sammeln aber nicht, beteuert die Bibliothek. Sie verfüge jetzt über eine gesicherte Sammlung von Tweet-Texten, die die ersten 12 Jahre dieses dynamischen Kommunikationskanals dokumentiere. Jetzt will sie sich darauf konzentrieren, diese Twitter-Kollektion für die Nachgeborenen zu bewahren: „Künftige Generationen werden daraus viel erfahren können über diese vielseitige Periode unserer Geschichte, die Informationsflüsse sowie gesellschaftlichen und politischen Kräfte, die die gegenwärtige Generation mit definiert haben.“

[mit Material von Lori Grunin, CNET.com]

ZDNet.de Redaktion

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