Bericht: Kritische Lücke im WPA2-Protokoll erlaubt das Abhören von WLAN-Traffic

Sicherheitsforscher haben offenbar mehrere Anfälligkeiten in der Version 2 des Verschlüsslungsprotokolls Wi-Fi Protected Access (WPA2) entdeckt. Sie sollen sogenannte Key Reinstallation Attacks (KRACK) erlauben, die es Hackern ermöglichen, den Datenverkehr zwischen Computern und WLAN-Access-Points zu entschlüsseln.

Details zu den Schwachstellen sollen offenbar heute im Lauf des Tages veröffentlicht werden. Das geht unter anderem aus Tweets des Kryptographieexperten Kenn White hervor. Demnach handelt es sich um einen Fehler auf Protokoll-Ebene, der „schlimm aussieht“. „Mögliche Folgen: WLAN-Entschlüsselung, Kapern von Verbindungen, Einschleusen von Inhalten“, twitterte er gestern. Es seien die meisten oder gar alle korrekten Implementierungen von WPA2 betroffen.

Wie Ars Technica berichtet, warnt inzwischen auch das US-CERT vor KRACK. „Das US-CERT wurde auf mehre Key-Management-Anfälligkeiten im Vier-Wege-Handshake des Sicherheitsprotokolls Wi-Fi Protected Access II (WPA2) aufmerksam. Das CERT/CC und die Forscher der Universität Leuven, die die Fehler gemeldet haben, werden die Anfälligkeiten am 16. Oktober öffentlich machen.“

Ein mit den Details vertrauter Forscher sagte Ars Technica, der Fehler trete bei der Aushandlung des Schlüssels für die Verschlüsselung des Datenverkehrs auf. Im dritten der vier Schritte sei es möglich, den Schlüssel mehrfach zu senden. Werde der Schlüssel auf eine bestimmte Art gesendet, könne ein Einmal-Schlüssel wiederverwendet werden, was die Verschlüsselung vollständig untergrabe.

Alle Details zu den die insgesamt neun Sicherheitslücken sollen allerdings erst am 1. November bei einem Vortrag der Forscher auf der ACM Conference on Computer and Communications Security im texanischen Dallas vorgestellt werden. Zudem wurden offenbar eine Website namens Krackattacks sowie eine GitHub-Seite reserviert.

Außerdem soll die Schwachstelle in Sicherheitskreisen schon seit Wochen diskutiert werden. Das legt die Vermutung nahe, dass viele Anbieter von WLAN-Produkten bereits informiert sind und möglicherweise zeitnah Patches zur Verfügung stellen werden. Gerade WLAN-Router und –Access-Points von Verbrauchern werden oftmals nur selten mit Updates versorgt. Zudem sind meist Benutzereingriffe erforderlich, mit denen viele Verbraucher gar nicht vertraut sind.

Alex Hudson, CTO der Iron Group, rät in seinem privaten Blog trotzdem zur Besonnenheit. Ein Angriff könne nur in Reichweite des eigenen WLANs erfolgen – der eigene Datenverkehr sei nicht automatisch für jeden einsehbar. Darüber hinaus seien nur wenige Protokolle auf die WPA2-Sicherheit angewiesen. „Wann immer Sie auf eine HTTPS-Seite zugreifen, handelt Ihr Browser eine separate Verschlüsselungsschicht aus. Der Zugriff auf eine sichere Website per WLAN ist weiterhin absolut sicher.“ Es bleibe jedoch das Risiko von Phishing und anderen Angriffen – sicher seien nur eindeutig verschlüsselt Websites mit gültigem Zertifikat.

Insgesamt sei KRACK mit einer überwundenen Firewall vergleichbar. „Die Hauptaufgabe der WLAN-Verschlüsselung ist, andere Geräte aus Ihrem Netzwerk herauszuhalten. Falls das nicht mehr funktioniert, macht es die Geräte in Ihrem Netzwerk deutlich anfälliger – Angreifer in der Nähe sind nun in der Lage, mit ihnen zu kommunizieren.“

ANZEIGE

So lassen sich Risiken bei der Planung eines SAP S/4HANA-Projektes vermeiden

Ziel dieses Ratgebers ist es, SAP-Nutzern, die sich mit SAP S/4HANA auseinandersetzen, Denkanstöße zu liefern, wie sie Projektrisiken bei der Planung Ihres SAP S/4HANA-Projektes vermeiden können.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Podcast: „Die Zero Trust-Architektur ist gekommen, um zu bleiben“

Unternehmen greifen von überall aus auf die Cloud und Applikationen zu. Dementsprechend reicht das Burg-Prinzip…

9 Stunden ago

Google schließt weitere Zero-Day-Lücke in Chrome

Hacker nutzen eine jetzt gepatchte Schwachstelle im Google-Browser bereits aktiv aus. Die neue Chrome-Version stopft…

11 Stunden ago

Hacker greifen Zero-Day-Lücke in Windows mit Banking-Trojaner QakBot an

Microsoft bietet seit Anfang der Woche einen Patch für die Lücke. Kaspersky-Forscher gehen davon aus,…

12 Stunden ago

Adobe schließt neun kritische Lücken in Reader und Acrobat

Das jüngste Update bringt insgesamt zwölf Fixes. Schadcode lässt sich unter Umständen ohne Interaktion mit…

19 Stunden ago

Fabrikautomatisierung: Siemens integriert SPS-Ebene

Eine softwarebasierte Workstation soll es Ingenieuren erlauben, sämtliche Steuerungen zentral zu verwalten. Pilotkunde ist Ford.

21 Stunden ago

Ebury-Botnet infiziert 400.000 Linux-Server weltweit

Kryptodiebstahl und finanzieller Gewinn sind laut ESET-Forschungsbericht die vorrangigen neuen Ziele.

1 Tag ago