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Microsoft bestätigt Umbaupläne, spricht aber nicht von Entlassungen

Wie im Vorfeld bereits erwartet, nimmt Microsoft zum Auftakt des neuen Geschäftsjahres eine Neustrukturierung des Vertriebs vor. Ziel ist es, die inzwischen zahlreichen Cloud-Angebote des Konzerns besser zu vermarkten. Allerdings fällt der Umbau einer internen Mail von Executive Vice President Judson Althoff anders aus, als zuvor von US-Medien berichtet und ist zumindest vorerst nicht von der erwarteten Entlassungen von “mehreren Tausend Mitarbeitern” im traditionellen Softwarevertrieb die Rede.

Wie ZDNet.com unter Berufung auf die Mail von Judson berichtet, soll der Außendienst so aufgestellt werden, dass er sich einerseits um die Bedürfnisse von Enterprise-Kunden kümmert, andererseits für den Bereich kleiner mittelgroßer und gewerblicher Kunden (small, medium, corporate, SMC) zuständig ist. Bei der Ansprache der Enterprise-Kunden konzentriert sich Microsoft künftig auf die Bereiche mit dem größten Wachstumspotenzial.

Dazu sollen laut Althoff mehrere Teams gebildet werden, die dann jeweils übergreifend zusammenarbeiten – also über die Betreuung von gewerblichen und öffentlichen Kunden, spezialisierte Teams für neue Geschäftsbereiche und neue, sogenannte “customer success units”, deren Ziel es ist, die Nutzung überhaupt sowie auch die Intensität der Nutzung von Microsofts Cloud-Angeboten bei Unternehmen und der öffentlichen Hand zu erhöhen.

Diese drei Teams sind unter dem Dach der “Enterprise Operating Unit” zusammengefasst. Die wiederum soll eng mit dem Bereich Marketing and Operations, der kürzlich neu angekündigten indirekten, One Commercial Partner genannten, indirekten Vertriebsorganisation, den Enterprise Services und dem Team für Commercial Software Engineering zusammenarbeiten.

Laut Althoff sollen in den kommenden Monaten sechs vertikale Märkte hohe Priorität für Microsoft haben: Manufacturing, Financial Services, Retail, Gesundheitswesen, Bildungswesen und Behördengeschäft. Das allerdings ist erstens nichts Neues und zweitens wenig überraschend, deckt es doch nahezu alle Branchen und Wirtschaftsbereiche ab, in denen IT eine wichtige Rolle spielt. Zusätzlich sollen sich im Enterprise-Segment der Vertrieb, die Vertriebspartner und der Service-Bereich auf vier, eher branchenübergreifende “Lösungsbereiche” konzentrieren: Modern Workplace, Business Applications, Apps und Infrastructure sowie Daten und künstliche Intelligenz.

Das Wall Street Journal bestätigt im Wesentlichen diese Aussagen und Pläne und berichtet ebenfalls, das noch keine Entlassungen angekündigt wurden. Die sollen aber noch folgen. Von einer mit den Plänen vertrauen Person will das Blatt erfahren haben, dass die betroffenen Mitarbeiter noch nicht benachrichtigt wurden und die genaue Zahl der Stellenkürzungen noch nicht fest steht. Allerdings sollen von der Maßnahme Microsoft-Niederlassungen weltweit betroffen sein.

Laut WSJ schreibt Althoff in seiner E-Mail an die Mitarbeiter, der Umbau diene dazu “die Ressourcen so auszurichten, dass sie sich um den richtigen Kunden zum richtigen Zeitpunkt kümmern.” Die oben beschriebene, sich mehrfach überschneidende neue Struktur lässt allerdings eher befürchten, dass sich die Microsoft-Mitarbeiter künftig mehr miteinander und mit der Abstimmung untereinander beschäftigen, als mit den Kunden.

Laut Microsoft-Beobachtern Mary Jo Foley haben Führungskräfte des Konzerns sich gestern mit den Betroffenen in großen Versammlungen zusammengesetzt, um die Änderungen zu besprechen. Weitere Memos und Details zu den Auswirkungen der Reorganisation sickern wahrscheinlich im weiteren Verlauf der Woche durch. Es ist zu erwarten, dass zu Beginn der Microsoft-Partnerkonferenz Inspire, die von 9. bis 13. Juli in Washington stattfindet, und den firmeninternen, weltweiten Vertriebs-Meetings, die in den folgenden zwei Wochen anstehen, die neue Struktur fest steht und bekannt ist.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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