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Cisco übernimmt IoT-Dienstleister Jasper für 1,4 Milliarden Dollar

Cisco will Jasper Technologies für 1,4 Milliarden Dollar kaufen. Das in Privatbesitz befindliche Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Santa Clara betreibt eine cloudbasierte IoT-Service-Plattform, über die Unternehmen und Dienstleister Angebote aus dem Bereich Internet der Dinge bereitstellen, verwalten und kommerziell nutzbar machen können.

Die Übernahmevereinbarung sieht auch vor, dass Jasper-Mitarbeiter, die zu Cisco wechseln, individuelle Prämien erhalten. Das macht deutlich, dass es dem Netzwerkausrüster nicht nur um bestimmte Technologien geht, wie bei vielen Akquisitionen zuvor, sondern er auf Basis der bisherigen Jasper-Angebote weiterführende, eigene Produkte plant. Dafür spricht auch, dass Jasper-CEO Jahangir Mohammad die Leitung der neu zu formierenden Geschäftseinheit „IoT Software“ übernehmen wird. Er berichtet an den bei Cisco für IoT und die Collaboration-Angebote zuständigen Senior Vice President Rowan Trollope.

Mit dem Kauf bekommt Cisco ebenfalls Zugang zu den 3500 Unternehmen und 27 Service-Providern in insgesamt 100 Ländern, die Jasper als Kunden vorweisen kann. Dazu zählen Audi, Volkswagen und Peugeot sowie einige der weltweit größten Service Provider, mit denen Cisco in der Regel ohnehin bereits Geschäftsbeziehungen unterhält. Das dürfte es ihm erleichtern, die Bedeutung der Jasper-Plattform für diese Firmen noch zu erhöhen.

Rob Salvagno, bei Cisco für Merger und Akquisitionen sowie das Venture-Investment-Team zuständig, hebt unter den Gründen, die Cisco zum Kauf von Jasper bewogen haben, insbesondere hervor, dass Mohammad und sein Unternehmen es schon vor zehn Jahren, „als alle anderen sich noch auf Klapphandys und die ersten Smartphones konzentrierten, alle Energie darauf gerichtet haben, alles andere zu vernetzen, darunter GPS-Geräte, Autos, Sicherheits- und Kassensysteme. Diese frühe Einsicht hat sich als fruchtbar erwiesen, heute sind Millionen von Dingen mit dem Netzwerk verbunden und arbeiten über Jaspers Plattform“.

Infografik zu Jaspers Marktumfeld (Grafik: Jasper)

Wesentlich sei aber auch, dass Jasper es in den vergangenen Jahren gelungen sei, sowohl zu Firmen als auch zu Service-Providern gute Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Das sei in der IoT-Branche derzeit eine Besonderheit. Jasper habe ebenfalls früh erkannt, dass es eine enge Integration mit den Netzen der Service Provider benötigt, um die Ansprüche seiner Firmenkunden zu erfüllen. „Diese strategische Entscheidung hat die Spielregeln verändert und ihnen dabei geholfen, ein umfangreiches, auf wiederkehrenden Einnahmen basierendes Geschäftsmodell aufzubauen, das breiter und tiefer angelegt ist als das jedes anderen IoT-Marktteilnehmers“, so Salvagno weiter.

Im Bereich Internet der Dinge positioniert Cisco sich schon länger. Neben Förderprogrammen wie dem Innovation Center openBerlin und Wettbewerben für Start-ups in dem Bereich ist der Netzwerkausrüster auch eine Partnerschaft mit Azeti Networks eingegangen. Gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen wurde ein Angebot zur Überwachung und Kontrolle von verteilten Infrastrukturen über das Internet entwickelt. Besonderheit daran ist, dass die Analyse der Sensordaten bereits auf den Netzwerkgeräten stattfindet. Dazu wird die Azeti-Software auf Cisco-Routern installiert. Sie sorgt dafür, dass auch dort Entscheidungen getroffen und Steuerbefehle abgesetzt werden können. Der Vorteil besteht darin, dass keine dauerhafte Internetanbindung erforderlich ist und die benötigte Bandbreite reduziert wird.

Durch Verwendung von Japsers Plattform sollen Firmen in wesentlich kürzerer Zeit und mit weniger Komplexität zu ihren Anwendungen im Bereich Internet der Dinge kommen (Grafik: Jasper).

Ebenfalls dem Ziel, bei Anwendungen im Bereich Internet der Dinge dezentraler agieren zu können, diente die Übernahme von ParStream durch Cisco zu einem nicht genannten Betrag. Das Kölner Unternehmen hat eine Datenbank entwickelt, die es erlaubt, große Datenmengen zu analysieren und nahezu unmittelbar an einem beliebigen Ort im Netzwerk zu speichern. Cisco kannte die Kölner bereits vor der Übernahme gut, da es sie im Rahmen eines Förderprogramms unterstützt hatte. Als ein Beispiel für den Nutzen der ParStream-Technologie nannte Salvagno damals die Steuerung tausender Windkraftanlagen. Dazu könnten die zur bestmöglichen Auslastung jeder einzelnen Anlage erforderlichen Informationen vor Ort gesammelt und ausgewertet werden, anstatt zuerst an einen zentralen Server geschickt und dort bearbeitet zu werden.

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

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ZDNet.de Redaktion

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